Religion „Das Thema Missbrauch überlagert alles“

In Wuppertal leben zurzeit rund 75 000 Katholiken. Unabhängig von ihrer Nähe oder Distanz zur Kirche werden sie sich in dieser Woche ein Bild von der aktuellen Lage des Erzbistums Köln gemacht haben.

 Gerlinde Geisler übt Kritik am Erzbistum Köln.

Gerlinde Geisler übt Kritik am Erzbistum Köln.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Und in den meisten Fällen dürfte das Urteil über die Leitung der Kirche unter Rainer Maria Kardinal Woelki wenig schmeichelhaft ausgefallen sein.

Bis zum Freitagmorgen hatte der Vatikan noch nicht darüber entschieden, ob Kardinal Woelki Missbrauchsvorwürfe nicht angezeigt und damit seine Pflichten verletzt hat. An der Basis löst aber nicht allein der Missbrauchsskandal große Sorgen und Verunsicherungen aus. „Die Herren da oben müssen sich bewegen“, sagt Gerlinde Geisler, Vorsitzende des Wuppertaler Katholikenrates, und bezieht das auf eine Reihe dringend erforderlicher Reformen. Der Missbrauchsskandal sei nur eines der Probleme, aber die Beschäftigung mit den Gutachten zum Missbrauch überlagere viele wichtige Themen.

In den katholischen Gemeinden stehen in diesem Jahr die Pfarrgemeinderatswahlen an. Zwar sei die Zahl der Kirchenaustritte nicht „erdrutschartig“ wie in Köln, aber auch in Wuppertal werde es schwer, Menschen zu motivieren, sich für Ämter in der Kirche zur Verfügung zu stellen. Der pastorale Zukunftsweg müsse unter Einbeziehung der Gläubigen gestaltet werden. Gerlinde Geisler erwartet von Kardinal Woelki „klare Aussagen zum synodalen Weg“. Dass sich die Glaubenskongregation gegen eine Segnung homosexueller Lebenspartner ausgesprochen hat, sieht Gerlinde Geisler als Rückschlag, denn dieser Beschluss sei der Basis nicht zu vermitteln. „Im Prinzip basiert das Sakrament der Ehe auf der Beziehung zwischen Christus und der Kirche. Die Segnung zu verweigern, kann ich nicht nachvollziehen. Wir segnen doch auch die Tiere auf dem Laurentiusplatz, oder Gegenstände. Das sollte doch alles vom Menschen her gedacht werden.“

Am 15. April wird Kardinal Woelki in Wuppertal das Sakrament der Firmung spenden. Dass Woelki persönlich nach Wuppertal kommt, dürfte auch darin begründet liegen, dass sein Weihbischof Dominikus Schwaderlapp nach der Bekanntgabe des Gutachtens zu den Missbrauchsfällen nicht mehr stellvertretend für den Kölner Erzbischof Jugendliche firmen darf.

Der Katholikenrat tagt in der Pandemie regelmäßig – per Videoschaltung, denn es steht ein Jubiläum an. Am 20. August, so die Hoffnung, soll der Laurentiusempfang mit einem Festakt zum 200. Geburtstag von Johann-Gregor Breuer als Präsenzveranstaltung stattfinden.