Was glauben Sie denn? Wuppertaler Kirchenkolumne: Jesus lädt alle ein
Wuppertal · Der Tisch ist schön gedeckt. Weißes Tischtuch, Blumen, Kerzen, ein Kreuz, eine Bibel, Brot und eine Kanne Saft. Man sieht, dieser Tisch ist besonders.
Hier findet mehr statt als nur ein normales Abendessen. Und doch sitzen die Menschen am Tisch zusammen. Erwachsene, Jugendliche, Familien mit Kindern.
Es wird gesungen und gebetet beim Abendmahl für die ganze Familie. Für die Kinder erzähle ich die Geschichte mit Symbolen und Figuren. Ich erzähle vom letzten Mahl Jesu mit seinen Jüngern. Wie er das Brot teilt und den Kelch weitergibt. Davon, dass die Jünger nicht perfekt sind, dass sie sich selbst überschätzen, dass sie nicht so recht verstehen, warum Jesus vom Tod redet. Ich erzähle, dass Jesus sagt: „Wie ich euch das Brot gebe, so gebe ich mein Leben für euch. Wie wir hier aus einem Becher trinken, so gehören wir zusammen. Ich bleibe bei euch. Und ihr könnt euch erinnern und werdet spüren, dass ich bei euch bin.“
„Was ist dir das Liebste an der Geschichte?“, frage ich die Kinder. „Dass Jesus alle einlädt“, sagt Lisa. „Dass sie zusammen essen“, meint Niklas. „Dass Jesus sagt: Ich bin bei Euch“, ist Jana wichtig.
Wir singen und hören die Worte noch einmal so, wie sie in der Bibel stehen. „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird…. Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird…, solches tut zu meinem Gedächtnis.“ (1. Korinther 11,23f)
Jeder bekommt ein Stück Brot und einen Schluck Traubensaft – Kinder und Erwachsene. Wir fassen uns an den Händen und wünschen uns Frieden. Und dann singen wir: Lobe den Herrn meine Seele – Halleluja.
Für mich sind diese Abendmahlsfeiern mit Kindern und Erwachsenen, die wir ab und zu feiern, mit die schönsten Gottesdienste. Weil Kinder oft viel mehr verstehen, als wir vielleicht meinen. Weil sie ganz einfach in Worte fassen, was ich mit all meinem Studienwissen so einfach gar nicht sagen kann. Weil Erwachsene dankbar werden für den Glauben der Kinder, der uns manchmal aus dem Herzen spricht. Weil wir zusammen lachen oder uns die Ernsthaftigkeit der Kinder anrührt. Und wir in all dem spüren, und schmecken, dass wir zusammengehören durch den, der uns einlädt – die Kleinen und die Großen; der verspricht: Ich bin da. Ich nehme euch an, so wie ihr seid. Ich vergebe euch. Ich stärke euch. Wir gehören zusammen.
Später gibt es noch mehr Brot, Salat und Käse, leckere Dips, Saft und Wein und was Süßes zum Nachtisch. Wir erzählen und lachen und freuen uns, dass wir zusammen sind.
Beim nächsten Abendmahl stehe ich wieder in der Kirche am Altar. Auch das ist schön. Kein reich gedeckter Tisch, „nur“ ein Stück Brot und ein Schluck Saft, Gemeinschaft und die gleichen alten Worte der Bibel. Und ich erinnere mich: An die Kinder, an den Tisch, an die Geschichte und an Jesus, der sagt: Das ist für dich. Du bist eingeladen.
In unserer Gemeinde feiern wir schon lange auch mit Kindern das Abendmahl und laden dazu ein. Dazu konnten sich Gemeinden schon vor vielen Jahren entscheiden. Davor war es in der Evangelischen Kirche üblich, dass man erst, wenn man im Konfirmandenunterricht gelernt hatte, was das Abendmahl ist, auch mitfeiern durfte. Manchen hat das eher abgeschreckt, weil es Sorgen gab, irgendetwas falsch zu machen oder nicht gut genug zu sein.
Heute lernen wir zusammen, wenn wir gemeinsam feiern, die Großen und die Kleinen. Im Januar hat unsere Evangelische Kirche im Rheinland beschlossen, dass grundsätzlich alle Getauften, also auch Kinder, die noch nicht konfirmiert sind, zum Abendmahl eingeladen sind.
Ich wünsche mir, dass viele Familien und Kinder diese Einladung annehmen und feiern, und wir zusammen sagen können: „Das Liebste an der Geschichte ist mir, dass Jesus alle einlädt und er bei uns ist!“
Das Abendmahl gehört zu den ältesten christlichen Traditionen und wird bis heute in vielen Formen in allen christlichen Kirchen und Konfessionen gefeiert. Es geht zurück auf das Abschiedsmahl Jesu mit seinen Jüngern, am Abend, bevor er gefangen genommen und hingerichtet wurde – darüber berichtet die Bibel.
Das Abendmahl ist in der evangelischen Kirche eines der wichtigsten Elemente des Glaubens und des Gottesdienstes. Taufe und Abendmahl sind die beiden Sakramente in der Evangelischen Kirche. Es symbolisiert die Gemeinschaft Gottes mit den Menschen, zeigt die Verbundenheit der Gemeinde untereinander, es wird von Christinnen und Christen als „Vergebung der Sünden“ verstanden und hält die Hoffnung auf ein großes Freudenmahl in Gottes Reich wach.