Ausstellung Wuppertaler Künstler zeigt 52 Bilder, durch die man wieder über die Welt staunen kann

Wuppertal · Andreas Komotzki zeigt „2023 – ein Jahr in Landschaft, Licht und Farbe“ bei BKG und Neuem Kunstverein.

Andreas Komotzki stellt bei BKG und Neuem Kunstverein aus.

Foto: Andreas Fischer

Es hat geschneit, nur einige wenige Äste sind ohne Flocken, halten mit gelben und dunkelbraunen Blättern dagegen. Auch sie werden bald fallen – der Winter naht. Mitnichten. Das malerische Foto auf der Einladungskarte entstand im Frühling. Es zeigt die vornehmlich prachtvoll weiße Baumblüte, so wie sie Andreas Komotzki 2023 in einem Wuppertaler Wald gesehen und intuitiv festgehalten hat. Eine von 52 mit der Digitalkamera gemalten Impressionen. Ab Sonntag präsentiert sie der Wuppertaler Künstler in zwei Räumen an der Hofaue, dem des Neuen Kunstvereins und dem der Bergischen Kunstgenossenschaft (BKG). Die Karte lädt zum Besuch.

„2023 – ein Jahr in Landschaft, Licht und Farbe“ ist eine Auswahl aus rund 35 000, an 365 Tagen des letzten Jahres gemachten Fotos – rasch, nicht gesucht, immer aus der Hand. Nicht er suche die Motive, sie suchen nach ihm, erzählt Andreas Komotzki. 35 000 Bilder reduziert auf 52, eines pro Woche, die der Künstler das erste Mal so und in Wuppertal zeigen will. Zuviel für einen Raum, aber nicht für zwei. Vor einem Jahr schlug er dem zweiten BKG-Vorsitzenden Frank N vor, die Hälfte im BKG-Atelier im dritten Stock des hinteren Trakts des Kolkmannhauses zu zeigen, die andere beim Neuen Kunstverein unten an der Straße, den berühmten Steinwurf entfernt. Der Zeitpunkt war gut, schließlich intensiviert die BKG gerade ihre Kooperationen, mit BBK (Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler), Gedok (Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnen und Kunstfreundinnen) und Städten. Auch mit dem Neuen Kunstverein ist mehr als Synchronisation geplant, die beiden mehr Besucher bringen soll. Etwa durch Abstimmung der Öffnungszeiten, die Komotzki nun vier Tage pro Woche an beiden Orten beschert (Donnerstag bis Sonntag). Es geht um mehr, um Konzeption und gemeinsame Projekte. Im Sommer 2025 soll es weitergehen: Studierende der Hochschule für Bildende Kunst an der Gewerbeschulstraße bespielen beider Räume.

Ein Künstler, der mit dem Fotoapparat malt

Er sei eher ein Maler, kein Fotograf, sagt der gebürtige Wuppertaler Andreas Komotzki (1963), der visuelle Kommunikation in Düsseldorf studiert, einen Lehrauftrag für Fotografie an der Bergischen Universität inne, mehrere Preise erhalten hat. Ein Künstler, der mit dem Fotoapparat malt, seit Jahren draußen, wie die Impressionisten. Wie ihnen gehe es ihm um Farbspiele, Eindrücke, Stimmungen, die er draußen einfange, „nicht präzise umgesetzt, aber nachvollziehbar“ – eben seine zeitgenössisch-moderne Position zur Natur. Keine plakativ-kitschige Frühling-Sommer-Herbst-Winter-Idylle.

In der Pandemie intensivierte sich dieses Tun, die Beobachtungen wurden jahreszeitlicher, fanden über Blüte und Grün hinaus. Ende 2022 fiel die Entscheidung, 2023 täglich die Landschaft, die ihm in der Kindheit so vertraut gewesen war, zu fotografieren. Sie bewusster und neu kennenzulernen. Der Wuppertaler Wald, namentlich Königshöhe, aber auch Aprath, Ronsdorf oder Scharpenacken seien sehr vielfältig, erzählt der Künstler. Besonders die alten Buchenwälder funktionieren, um eine Foto-Geschichte zu erzählen vom Werden und Vergehen, eine Analogie für vieles, auch für die Zeit, die sichtbar wird. Eine meditative Reihung im Gleichlauf. Sie atmet eine Ruhe, die das tägliche Draußensein hervorbringt. Sehen, Erfassen, Handeln ganz selbstverständlich vereint. Gerne ganz nah dran, unscharf, ein Ausschnitt, der nicht als Ausschnitt gedacht war. Bei jedem Bild weiß Komotzki noch, wo er es gemacht hat. Am Ende des Jahres war er so im Flow, dass er sich zwingen musste, aufzuhören und das Projekt zu beenden. Die anstrengendste Arbeit anzugehen: Auszusortieren, auch Lieblingsmotive, die nicht mehr passten, sich zu beschränken.

Passen muss auch die Hängung. Sie ist chronologisch und beginnt im Kunst Verein mit Winter und Frühling, bei der BKG folgen Sommer und Herbst. Fast alle Bilder sind 40 mal 60 Zentimeter quer oder hochkant, digitale Siebdrucke auf Holz, die das Malerische der Werke unterstreichen. Nur zwei Aufnahmen sind größer abgezogen, dem hohen Raum des Kunst Vereins geschuldet. Ursprünglich sollten alle Bilder größer sein, dann aber hätten sie zu eng gehangen, hätten nicht atmen können. So, wie es jetzt ist, ist es gut, spannend, „ist es das, was ich mir vorgestellt habe“, sagt er und schaut im BKG-Atelier auf das grüne Farbband der Bilder, das ins Braune übergeht so wie der Sommer in den Herbst. „Für mich sind diese Bilder das Staunen über die Welt, die man sonst nicht mehr bewusst sieht.“

Durch das Fenster schieben sich derweil die dreckig-kahlen Gebäude der Stadt ins Blickfeld – Kontrast und Bestätigung zugleich.