Schüler-Demo Wuppertaler Lehrer zu Fridays for Future: „Fasst euch doch erst mal an die eigene Nase!“

Wuppertal · Der Schüler-Protest hat nun auch Wuppertal erreicht. Lehrer Arne Ulbricht ist begeistert, gleichzeitig aber auch irritiert. Ein Gastbeitrag.

Arne Ulbricht.

Foto: Fries, Stefan (fri)/Fries, Stefan (fr)

Der Klimastreik hat nun also auch Wuppertal erreicht. Laut eines selbstverständlich grünen Infozettels sollen Schüler und Studenten streiken, weil es „keinen Planeten B“ gebe und die Zeit davonlaufe.

Einerseits bin ich begeistert davon, dass die Jugend den Erwachsenen in den Hintern tritt. Das ist dringend notwendig. Denn in der Tat sind es vor allem die Erwachsenen, die gerade den Planeten und damit die Zukunft ganzer Generationen zerstören und nach dem Prinzip „nach mir die Sintflut“ handeln.

Andererseits bin ich irritiert. Denn ich frage mich: Wie viele streikende Schüler und Studenten sehen im Klimastreik eigentlich vor allem die große Party, der sie verdanken, nicht mit Mathe- oder Englischunterricht gequält zu werden oder in einem Pädagogikseminar einzuschlafen? Oder anders formuliert: Wie vielen von den Streikenden ist das Klima in Wahrheit eigentlich genauso schnuppe wie den meisten Erwachsenen? Wird zum Beispiel Kai auch streiken, obwohl er sich schon seit Jahren im fetten SUV von Mami vom Sport abholen lässt? Hat Kai wenigstens ein einziges Mal zu Mami gesagt: „Das Auto verpestet die Luft. Hole mich bitte nicht ab!“

Und was ist mit Melanie, die gern mit dem tollen Skigebiet prahlt, in dem sie jedes Jahr Urlaub macht? Hat sie schon einmal zu ihren Eltern gesagt: „Hört mal, für die Skipisten sind ganze Wälder gerodet worden. Das ist doch eine Katastrophe fürs Klima! Lasst uns woandershin fahren.“ Und wie sieht es mit Alexei aus, der über Ostern nach Paris fährt? Fährt? Nein, fliegt! Hat sich Alexei schon einmal überlegt, nicht lieber mit dem klimaschonenden Zug zu fahren? Oder ist das nicht cool genug?

Alle Kais, Melanies und Alexeis sollten sich zunächst an ihre eigene Nase fassen und bei sich selbst und in ihrem Umfeld beginnen, das Klima zu verändern. Das ist manchmal nicht so lustig wie zu streiken, aber es wäre ein ehrlicher Anfang.

Erst anschließend sollten sie mitstreiken. Oder besser am Samstagnachmittag demonstrieren gehen, anstatt Fußball zu gucken oder zu Primark zu gehen. Dann würden wirklich nur die Schüler und Studenten kommen, denen das Klima wirklich am Herzen liegt. (Und ich hoffe, es kämen viele!)