Interview Mund-Nasen-Maske tragen ist Übungssache

Lungenfacharzt Prof. Dr. med. Kurt Rasche von Helios im Gespräch.

Prof. Dr. med. Kurt Rasche.

Foto: rasche/Michael Mutzberg

Sie gilt neben Abstand halten und Lüften zu den effektivsten Mitteln, um sich vor einer Covid-19-Infektion zu schützen: die Maske. Aufgrund gestiegener Coronazahlen gibt es Vorgaben, die Maske an vielen öffentlichen Orten zu tragen. Nicht jeder empfindet das als angenehm. Für die WZ ein Anlass, den Lungenfacharzt Prof. Dr. med. Kurt Rasche vom Helios Universitätsklinikum Wuppertal zu fragen, welche Folgen das Tragen einer Maske für den Körper hat.

Wie verändert sich die Atmung, wenn sie durch eine Maske eingeschränkt ist?

Prof. Kurt Rasche: Je nach Material, Dicke und Luftdurchlässigkeit passt sich die Atmung an, sie kann etwas schneller und flacher werden.

Wie stark beeinträchtigen verschiedene Arten von Masken die Atmung?

Rasche: Die Luftdurchlässigkeit eines Mund-Nasen-Schutzes wird bei OP-Masken, die von Chirurgen, Narkoseärzten und Operationspflegekräften täglich über mehrere Stunden getragen werden müssen, vermutlich am besten gewährleistet. Auch bei diesen Masken kommt es schon zu leicht erhöhter Atemanstrengung. Die Sauerstoffwerte im Blut ändern sich dadurch aber nicht. Den höchsten Atemwiderstand haben FFP2- oder FFP3-Masken. Durch diese wird zum Beispiel eine körperliche Anstrengung (Laufen, Treppensteigen) schon merklich erschwert. Diese Masken sind im Hinblick auf einen Ansteckungsschutz als am sichersten einzustufen, sollten aber medizinischem Personal vorbehalten bleiben. Alltagsmasken sind aus unterschiedlichen Stoffen hergestellt, so dass der Effekt sehr unterschiedlich sein kann. Sie werden vom Effekt auf die Atmung wahrscheinlich irgendwo dazwischen liegen.

Welche Folgen hat das Tragen einer Maske für die Sauerstoffversorgung des Gehirns?

Rasche: Da Ärzte über viele Jahre täglich viele Stunden Maske tragen und dabei hochkonzentrierte Feinarbeit leisten, sollte dieser Effekt, falls überhaupt vorhanden, nicht messbar sein. Die Sauerstoffwerte im Blut ändern sich unter den Masken bei gesunden Personen nicht.

Sind noch andere Organe betroffen?

Rasche: Grundsätzlich kann sich die Herzfrequenz, wie bei allen physiologischen Anpassungsvorgängen, geringfügig erhöhen.

Schüler an weiterführenden Schulen berichten, dass es auf Dauer schwierig ist, sich zu konzentrieren, da sie über Stunden eine Maske tragen müssen.

Rasche: Eine psychische Komponente für Menschen, die in ihrem Alltag das Tragen von Masken nicht gewohnt sind, ist durchaus möglich. Auch das Beschlagen von Brillen wird als lästig empfunden. Im Krankenhaus-Setting ist das Tragen von Masken dagegen lang geübte Praxis der täglichen Arbeit.

In welchen Abständen sollte man eine Pause machen, um die Versorgung des Gehirns zu gewährleisten?

Rasche: Die Versorgung des Gehirns ist nicht die Kernfrage. Jeder freut sich dagegen, die Maske im täglichen Leben zwischendurch mal ablegen zu können.

Wie lange sollte man höchstens eine Maske tragen?

Rasche: Dazu gibt es keinerlei wissenschaftliche Studien. Aus hygienischen Gründen sollte man Masken wechseln, wenn sie durchfeuchtet sind und die Alltagsmasken regelmäßig waschen.

Im Internet kursiert ein sogenannter Kerzentest, um die Dichtigkeit von Masken zu testen. Dabei wird versucht, eine 30 Zentimeter weit entfernte Kerze durch die Masken auszublasen. Wenn das nicht klappt, soll sie dicht sein. Wie ist ein solcher Test einzuordnen?

Rasche: Dieser Test ist mir persönlich nicht bekannt. Zur Einordnung kann ich deshalb auch aufgrund der vielen möglichen Einflussgrößen nichts sagen.