Wirtschaft Privathoteliers kritisieren „ruinösen Preiskampf“

Wuppertal · Wuppertaler Familienbetriebe fühlen sich durch Hotelketten in ihrer Existenz gefährdet. Die Stadt habe diese Entwicklung in den vergangenen Jahren gefördert.

Paul Schrörs kritisiert die Stadt, weil sie die Ansiedlung von vielen Hotelketten in Wuppertal zugelassen hat.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Die Hotelbetreiber in Wuppertal beklagen wegen der Corona-Krise derzeit massive Rückgänge bei Übernachtungen und Umsätzen. Nach Ansicht einiger Privathoteliers verschärft aber eine durch die „Stadtverwaltung herbeigeführte ruinöse Hotelentwicklung“ die Situation. Ihr Vorwurf, den eine „Initiative der Privathotellerie in Wuppertal“ jetzt in einem offenen Brief an die Verwaltung erhebt: Die Stadt hat in den vergangenen Jahren die Ansiedlung zu vieler Niederlassungen von großen Hotelketten in Wuppertal erlaubt und damit dafür gesorgt, dass das Angebot deutlich über dem Bedarf liegt.

Bis zum Jahr 2017 hätten die vorhandenen Hotels „den Wuppertaler Markt hervorragend“ bedient, heißt es in dem Schreiben. Aufgrund einiger „weniger überdurchschnittlicher Nachfragen“ seien dann seitdem mehrere Hundert zusätzliche Zimmer allein in Elberfeld entstanden. Das sorge für einen „ruinösen Preiskampf“, der für die privat geführten Hotels nicht zu gewinnen sei, weil sie ihre Preise nicht auf das Niveau der Ketten senken könnten. „Ich weiß nicht, was das soll“, ärgert sich Paul Schrörs, der seit 2010 das „Central Hotel“ an der Poststraße betreibt und Wortführer der Proteste ist.

Damit nicht genug kommt nun auch noch die Corona-Pandemie hinzu. Derzeit sind fast alle neun Mitarbeiter des „Central Hotels“ auf Kurzarbeit gesetzt. Momentan betreibt Schrörs, der eigentlich aus dem niederrheinischen Xanten kommt, das Hotel gemeinsam mit seiner Frau quasi allein. „Ich habe 16-Stunden-Tage“, sagt er. Und als wenn das alles noch nicht genug wäre, streikt nun demnächst auch das Symbol Wuppertals. Es sei „unfassbar“ für ihn, dass bei der Abnahme der neuen Schwebebahnwagen keine ausreichende technische Kontrolle stattgefunden habe. Der Stopp der Schwebebahn an Werktagen sei für den Fremdenverkehr ein herber Schlag, weil das Verkehrsmittel nun einmal „das Magnet“ sei, um Touristen nach Wuppertal zu locken.

Auch bei Anton Prebisalic, Pächter des „Arcade Hotels“ am Mäuerchen, ist die Lage wenig rosig. Auch er hat seine Mitarbeiter in die Kurzarbeit verabschiedet, wird beim Betrieb des Hotels von Frau und Tochter unterstützt. „Die Situation war schon vor Corona schwierig“, sagt er. Aufgrund der Pandemie-begründeten Einschränkungen im Reiseverkehr seien seine Umsätze um etwa 75 Prozent eingebrochen.

Prebisalic hat das Schreiben an die Stadt mitunterzeichnet. In den letzten Jahren hätten die großen Hotelketten und deren Investoren in der Stadt die „Oberhand gewonnen“, erklärt er. Er hätte sich „mehr strategisches Geschick“ bei den Verantwortlichen in der Verwaltung gewünscht. Leider habe es bei der Stadtentwicklung aber an einer „ordnenden Hand“ gefehlt, klagt der Hotelbetreiber. In der aktuellen Situation habe man nicht so einen „langen Atem“ wie die Hotelketten.

Bei der Stadtverwaltung zeigt man sich grundsätzlich gesprächsbereit, verweist in der Sache aber auf die freie Marktwirtschaft. In der Vergangenheit habe es in Wuppertal einen Hotelmarkt gegeben, der „deutlich unterproportional ausgeprägt“ war, erklärt der für Stadtentwicklung zuständige Ressortleiter Rüdiger Bleck. Gerade mit Blick auf die Messen vor allem in Düsseldorf habe es einen Nachholbedarf gegeben. Deshalb hätten Hotelketten Wuppertal als attraktiven Hotelmarkt erkannt und seien tätig geworden, betont Bleck in dem Schreiben an die Privathoteliers.

Auch wenn man Verständnis für die Situation der kleineren, privat geführten Hotels habe, dürfe man nicht auf „Marktprotektionismus“ setzen. „Wo also ein Hotel planerisch zulässig ist, kann sich dieses eben auch ansiedeln – unabhängig von der Betriebsform und der möglichen Anzahl konkurrierender Betriebe“, gibt Bleck zu Protokoll. Der Neubau eines Hotels sei „eine rein unternehmerische Entscheidung, die jeder Hotelbetreiber für sich zu verantworten hat“.

Für Schrörs und Prebisalic kommen die Ausführungen vermutlich wenig überraschend. Beide können derzeit nicht abschätzen, wie lange sie noch ihre Hotels führen können. Schrörs geht fest davon aus, dass die aktuelle Situation und der harte Preiskampf nicht ohne Pleiten und Schließungen bei den privaten Hoteliers über die Bühne geht. Möglicherweise wird auch sein Hotel dann zu den Betroffenen gehören.