Junges Unternehmen Wuppertaler Schülerfirma Blockbaytoys startet durch

Katernberg. · Mit ihrem Wuppertal-Schach belegten sie den ersten Platz bei einem Landeswettbewerb und wollen einen Mehrwert für Nutzer und Umwelt schaffen.

Sami (v. links), Melvin, Giulio, Kilian, Moritz, Jule und Philipp mit ihrem Wuppertal-Schach.

Foto: Andreas Fischer

Tuffi ist doch aus der Schwebebahn gesprungen, er ist natürlich der Springer. Mina Knallenfalls eignet sich perfekt als Dame. Der Bergische Löwe strahlt Stolz aus, repräsentiert die Region: der König also. Der Elisen- und der Bismarckturm sind wie gemacht für die Schachtürme. Die Schwebebahn spiegelt Bewegung wieder, sie kann nur der Läufer sein. Die Zoo-Pinguine stehen für Ausdauer und Gemeinschaft – genau wie die Bauern, na klar!

So lief die Ideenfindung bei der Schülerfirma „Blockbaytoys“
des Gymnasiums Bayreuther Straße ab. Die Elftklässler entwickelten im Projektkurs Sozialwissenschaften ein Wuppertal-Schach, setzten sich kürzlich beim Landeswettbewerb NRW gegen alle anderen teilnehmenden Schulen durch und bereiten sich aktuell auf den Bundeswettbewerb in Frankfurt vor. Neben der Wuppertal-Edition haben sie mittlerweile eine Köln- und eine NRW-Edition entwickelt. Über 160 Spiele wurden schon verkauft. Eine Dortmund-Edition sowie eine Wuppertaler Gebäude-Edition stehen in der Pipeline.

Umweltfreundlich,
integrativ und originell

Die Schüler haben sich in Aufgabenbereiche aufgeteilt. Für die Produktion sind Maximilian Kothe und Kilian Rohnert zuständig. Sie drucken und verpacken die Spiele, organisieren die Materialien. Um die Öffentlichkeitsarbeit kümmern sich Jule Wriedt und Melvin Jöckel. Die Organisationsabteilung um Sami Celebi und Philipp Henkels koordiniert alle Abläufe. Moritz Klar behält den Überblick über die Finanzen. Giulio Pellino ist Vorstandsvorsitzender.

Bei Blockbaytoys ist alles bis ins kleinste Detail durchdacht. Vom Logo über die Philosophie bis hin zum Corporate Design. „Unsere Grundsätze sind umweltfreundlich, integrativ und originell“, zählt Giulio auf. „Diese bedeutungslosen Spiele waren uns genug. Man hat König, Dame, Bauer im Schachspiel. Die erinnern eher an eine alte Weltordnung, als an ein Spiel, das man gerne benutzt.“ Also überlegten sie sich Wuppertaler Spielfiguren, mit denen man sich identifizieren kann. „Wir wollten natürlich in Wuppertal produzieren. Haben uns Gedanken gemacht. Was können wir wo machen? 3D-Druck in Wuppertal. Behandlung und Besprühen der Figuren – in Wuppertal“, so Giulio weiter. Alles natürlich auch möglichst CO2-neutral. Klimafreundlich. Klimaschonend. „Die Brettproduktion findet auch zum Großteil in Wuppertal statt. In Kooperation mit der Lebenshilfe. Wir helfen Leuten mit Handicap in einen Beruf einzusteigen. Wir wollen nicht nur mit unseren Figuren, sondern auch mit dem Projekt an sich einen Mehrwert schaffen.“

Zwei Stunden die Woche besuchen die Schüler den Kurs. Das reicht natürlich nicht, um eine Firma aufzubauen. Der Großteil der Arbeit erfolgt in der Freizeit. Die erste Idee der Gruppe im vergangenen August: eine Art Lego. „Dann sind wir auf unsere richtige Idee gekommen. Haben uns immer weiter Gedanken gemacht. Wie können wir es verbessern, einen Mehrwert schaffen?“, erinnert sich Sami. „Der Entwurf der Figuren war eine Herausforderung. Dazu kamen Verpackung und Lieferweg. Wir mussten auch Partner finden, denn wir können kein Produkt verkaufen, wenn wir keine Produktions- oder Vertriebspartner haben“, ergänzt Giulio.

Um das Schach überhaupt herstellen zu können, musste Geld generiert werden. Dafür bekamen sie vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln (IW Junior) Förderurkunden gestellt. Diese konnten für 10 Euro erworben werden. Der Käufer war dann Anteilseigner und die Jugendlichen hatten Gelder, um loszulegen. Für den 3D-Druck nutzten sie einen Drucker, den einer der Schüler bereits besaß. Mittlerweile haben sie sich einen eigenen zugelegt. Ein Schachspiel kostet 55 Euro. „Der Herstellungspreis ist im Vergleich zu anderen Spielen relativ hoch. Wir machen natürlich auch einen kleinen Gewinn. Den nutzen wir für die Weiterentwicklung des Spiels“, sagt Giulio. Die Jugendlichen verdienen an dem Spiel nichts. Zu kaufen gibt es das Schachspiel beispielsweise im eigenen Onlineshop aber auch im Unverpackt-Laden in Barmen. Am Wochenende sind sie außerdem mit einem Stand beim Luisenfest vertreten.

Blockbaytoys ist ein nicht eingetragener Verein, geschützt von IW Junior. Nach dem Schuljahr wollen sie die Firma weiterführen, sich als Unternehmen selbstständig machen. Das nächste Ziel ist jedoch der Gewinn des Bundeswettbewerbs Anfang Juni. Die Reise wird ihnen bezahlt, das war der Preis des ersten Platzes beim Landeswettbewerb. Der Gewinner in Frankfurt bekommt eine Reise zum Europawettbewerb auf Sizilien geschenkt. „Wenn wir da gewinnen, dann geht’s weiter auf einen weltweiten Wettbewerb in Las Vegas. Es ist eine riesengroße Chance für uns. Weiterzukommen ist viel reizvoller als ein Preisgeld“, stellt Giulio klar.