Neue Studiengänge an der BUW Wuppertaler Studenten erforschen Nachhaltigkeit

Wuppertal · An der Bergischen Universität gibt es ab dem Wintersemester zwei neue Studiengänge in der Chemie und den Ingenieurwissenschaften.

Eine Wissenschaflerin umsorgt eine Pflanze neben einer Ölplattform.

Foto: Universität Wuppertal

Ob Elektromobilität, nachhaltige Rohstoffe oder Recycling – Nachhaltigkeit ist schon seit Jahren in aller Munde. An der Bergischen Universität gibt es ab dem kommenden Wintersemester 2024/25 gleich zwei neue Bachelorstudiengänge, die genau dieses Thema in den Fokus nehmen: der englischsprachige Studiengang „Sustainable Chemistry“ in der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften und „Smart and Sustainable Systems“ in der Fakultät für Elektrotechnik, Informationstechnik und Medientechnik. Beide Studiengänge sind zulassungsfrei, Einschreibungen sind bis Mitte Oktober möglich.

Wie kann Chemie zur Entwicklung einer nachhaltigen Gesellschaft und Industrie beitragen? Dieser Frage gehen die künftigen Studenten in dem neuen Chemie-Studiengang nach, dessen Fokus stark auf Toxikologie liegt, erklärt Programmkoordinator und Lehrstuhlinhaber der Anorganischen Chemie, Adam Slabon. „Die Frage ist, wie man Chemie begreift. Alle sprechen über Nachhaltigkeit, aber wenn man sich umsieht, ist alles Chemie. Chemie ist die zentrale Wissenschaft“, sagt er.

Wenn Materialien oder Chemikalien hergestellt würden, müsse man sich die Frage stellen, was mit ihnen nach Ende ihres Lebenszyklus’ passiert. „Grüne Chemie befasst sich mit dem gesamten Lebenszyklus und der Frage, wie man Materialien herstellen kann, die später nicht toxisch sind. Welche Mechanismen können wir einbauen, die dafür sorgen, dass sich etwas selbst zersetzt und beispielsweise kein Mikroplastik entsteht?“, erklärt Slabon.

Benedikt Schmülling

Foto: Fotostudio Hosenfeldt

So könnten die Absolventen später Prozesse mit einem sogenannten „Null-Abfall-Konzept“ entwickeln. Die Chemikalien seien effizienter, Firmen könnten Geld sparen. „Wir legen wert darauf, Abfall nicht als Müll zu sehen, sondern als Rohstoff, der wiederverwertet oder aufgewertet werden kann.“

Das Thema Sustainable Chemistry habe großes Potenzial. „Wir können bestimmt noch ganz viele nachhaltige Chemikalien entdecken“, ist sich Adam Slabon sicher. Die Branche sei im Umbruch. „Wenn man chemische Verbindungen entwickelt, die dazu noch nachhaltig sind, wer soll einen da noch aufhalten?“, fragt er lachend. Absolventen des Studiengangs könnten nicht nur bei Konzernen arbeiten, sondern auch in der Unternehmensberatung tätig sein oder Behörden beraten. Für den Studiengang würden die normalen Abitur-Englischkenntnisse ausreichen, so Slabon.

Adam Slabon

Foto: Friederike von Heyden

Smarte Technologien
in immer mehr Bereichen

Wie funktionieren die Technologien, die helfen, die Energiewende voranzutreiben, die Arbeitswelt zu vernetzen und die Gesellschaft bei immer komplexer werdenden Aufgaben zu unterstützen? Dieser Frage gehen die Studenten künftig im Ingenier-Studiengang „Smart and Sustainable Systems“ nach. Dabei gehe es um smarte und nachhaltige Technologie, um die Themen Digitalisierung, maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz, regenerative Energieversorgung und nachhaltige Produktion, erklärt Benedikt Schmülling, Lehrstuhlinhaber für Elektromobilität und Energiespeichersysteme.

„Smarte Technologien nehmen immer mehr Einfluss auf unseren Alltag“, berichtet Schmülling. Erfolge wie ChatGPT seien weithin sichtbar. Aber auch in Fahrzeugen – beispielsweise – stecke Künstliche Intelligenz. Schmülling nennt das Beispiel der Routenplanung. „Es gibt unheimlich viele Möglichkeiten, um von A nach B zu kommen.“ Bekannte Navigationssysteme würden Stau erkennen und Ausweichstrecken vorschlagen. „Das System wäre aber nicht intelligent, wenn es alle Leute die gleiche Ausweichroute nehmen ließe. Dann staut es sich dort“, weiß er. Die Prinzipien dahinter, die Schnittstelle zwischen Ingenieurwissenschaften und Informatik, können die Studenten erlernen – um Technologien zu entwickeln, die der Umwelt weniger schaden.

Schmülling nennt ein weiteres Beispiel: „Es wird immer gesagt, dass wir Probleme mit dem Stromnetz bekommen, wenn wir alle Autos auf E-Mobilität umstellen. Dass die Netzkapazität nicht ausreicht, können wir ändern, indem wir das Netz konventionell ausbauen. Eine smarte Lösung wäre, dass wir die Fahrzeuge als intelligente Komponenten in das Netz hineinziehen. Wir laden nicht alle gleichzeitig, sondern dann, wenn die Energie günstig an einem Ort zur Verfügung steht“, erklärt er. Das lasse sich weiterdenken: Die Batterie könne Energie ins Netz einspeisen, wenn das Fahrzeug steht. „Das wäre ein nachhaltiges und smartes System gleichzeitig.“ Der Studiengang gebe den Studenten das notwendige Werkzeug an die Hand, „um an der nachhaltigen Entwicklung der Welt zu arbeiten und den Planeten in die richtige Richtung zu entwickeln,“ sagt Schmülling.

In den vergangenen fünf Jahren wurden an der Bergischen Universität insgesamt 31 neue Studiengänge akkreditiert – darunter auch neue Teilstudiengänge. „Für neu hinzukommende Studiengänge fallen nicht notwendigerweise andere Studiengänge weg. Studiengänge werden eingestellt, wenn diese im Rahmen der langfristigen strategischen Ausrichtung nicht mehr sinnvoll betrieben werden können“, erklärt Uni-Sprecherin Katja Bischof. Rund zwei Jahre dauere es, bis ein neuer Studiengang eingerichtet ist. „Die Idee entsteht in der Regel in der Fakultät. Sie beschließt die Einrichtung eines neuen Studiengangs, entwickelt das Studienprogramm und stellt einen Einrichtungsantrag“, so Bischof.

Wenn das Rektorat positiv über den Antrag entscheidet, werden die Akkreditierungsunterlagen bei der Akkreditierungsagentur eingereicht. Es folgen verschiedene Begutachtungen. Danach erhält die Universität einen Akkreditierungsbericht. Dieser wird beim Akkreditierungsrat eingereicht. Dort wird dann über die Einrichtung des Studiengangs entschieden.