Gebühren Wuppertaler zählen zu den Spitzenzahlern bei den Abwassergebühren
Wuppertal · Wuppertal landet im Vergleich der Abwassergebühren unter den 100 größten deutschen Städten auf dem 98. Platz. Die Unterschiede bundesweit sind gewaltig.
Wuppertal landet im Vergleich der Abwassergebühren unter den 100 größten deutschen Städten auf dem 98. Platz. Nur in Mönchengladbach und in Potsdam müssen die Bürger noch tiefer in die Tasche greifen. Die Unterschiede bundesweit sind gewaltig. Dabei geht es nicht nur um einige Cent, sondern gleich um mehrere hundert Euro pro Jahr. Während zum Beispiel ein Vierpersonenhaushalt in Worms oder Ludwigsburg im Durchschnitt weniger als 300 Euro im Jahr für die Abwasserentsorgung zahlt, wird der Musterhaushalt in Wuppertal mit 855,36 Euro zur Kasse gebeten. Der Durchschnittsverbrauch pro Tag und Person liegt bei 127 Liter.
Im Auftrag von Haus & Grund Deutschland hat die IW Consult GmbH ein Abwasserranking der größten deutschen Städte erstellt. Aktuell befasst sich auch der Bund der Steuerzahler NRW (BdSt NRW) mit den ungleichen Belastungen von privaten Haushalten und Firmen durch die Abwassergebühren und fordert Gebührensenkungen.
Auch in den Tabellen des BdST NRW sind die Unterschiede von Stadt zu Stadt augenfällig. Der BdSt NRW unterstützt daher einen Musterprozess vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster. Das Gericht soll klären, ob die Kalkulationsgrundlagen wie zum Beispiel der Zins von mehr als sechs Prozent in der jahrelangen Nullzinsphase rechtlich haltbar ist.
„Wie viel die Bürger zahlen müssen, hängt ganz stark davon ab, wie die Städte und Gemeinden ihren Gebührenbedarf berechnen“, erklärt BdSt-Vorsitzender Rik Steinheuer.
95 Prozent der Leitungen
sind doppelt vorhanden
Gegenüber der IW Consult GmbH hatte die Wuppertaler Stadtkämmerei im Rahmen einer Umfrage hingegen zur Begründung auf die topographische Lage der Stadt verwiesen. Es würden Pumpen benötigt, um Höhenunterschiede zu überbrücken und zudem sei die Wartung und Verlegung von Kanälen in Wuppertal teurer, da die Straßen steiler sind. „In Wuppertal wird das Niederschlagswasser und Abwasser aus Gründen des Umweltschutzes getrennt“, sagt Oberbürgermeister Andreas Mucke. 95 Prozent der Leitungen sind doppelt vorhanden. Der Bau des Wuppersammlers und des angeschlossenen Abwassernetzes ist die Voraussetzung für die Renaturierung des Lebensraums Wupper, die der Wupperverband betreibt. Allerdings ist das getrennte Netz teurer in der Wartung. Das Kanalnetz ist zudem auf 450 000 Einwohner ausgelegt – von dieser Zahl gingen die Bevölkerungsprognosen in den 1970er Jahren aus – wird aber nur von 362 000 Menschen in Anspruch genommen. Dadurch würden die gleichen Fixkosten auf weniger Personen umgelegt, so die Studie der IW Consult GmbH.
„Nebengebühren machen in Wuppertal mittlerweile bis zu 50 Prozent der Mieten aus“, sagt Hermann-Josef Richter, Vorsitzender des Vereins Haus & Grund Wuppertal und Umgebung. Die im Städtevergleich extrem hohen Nebengebühren sieht er als Standortnachteil für Wuppertal. „Wuppertal muss im Wettbewerb um Unternehmen und besser verdienende Familien konkurrenzfähig bleiben“, so Richter. Daher schlägt er eine Verlängerung der Abschreibungsfrist für die bereits getätigten Investitionen vor, um die Abwassergebühren senken zu können. „Dieser Vorschlag müsste aber aus der Politik kommen, denn der Stadtkämmerer wird es im Hinblick auf die Einnahmen nicht tun“, so Hermann-Josef Richter.