Wuppertaler weltweit In viereinhalb Monaten zu Fuß quer durch ganz Neuseeland

Wuppertal · Marlene Maiwald legte insgesamt 3006 Kilometer zurück, ernährte sich lange Zeit nur von Haferflocken und Suppe. Auch während des Corona-Lockdowns war sie auf der Insel.

Marlene Maiwald in Bluff, dem südlichsten Ort auf der Südinsel von Neuseeland.

Foto: Maiwald

Ein Zelt, eine Isomatte und ein Schlafsack, ein Rucksack mit Kleidung und ein wenig anderem Gepäck, dicke Wanderstiefel und ein großer Berg Haferflocken. Das waren in den vergangenen Monaten etwa die ständigen Begleiter von Marlene Maiwald. Bis auf die vielen anderen Wanderer und Reisenden, die ihr begegnet sind. Die 20-jährige Wuppertalerin ist seit September in Neuseeland unterwegs. Gestartet ist sie ohne konkreten Plan. Und doch hat sie mittlerweile schon das ganze Land durchquert.

Im vergangenen Jahr hat Marlene Maiwald an der Gesamtschule Barmen ihr Abitur gemacht. Danach habe sie gearbeitet, um für ihre Reise zu sparen. Im September ging es dann los. „Ich wollte einfach reisen und schauen, was kommt“, sagt sie. Auch wandern war geplant. „Ich hatte ein Bedürfnis nach Natur. Ich dachte, dass mir das bestimmt gut tut.“ Neuseeland war als Ziel schnell gefunden. Schon in der Schulzeit hat sie an einem Austausch dorthin teilgenommen – und ihre Liebe für das Land entdeckt.

In den ersten Wochen nach ihrem Flug nach Neuseeland habe sie dort noch gearbeitet. Dann sei sie auf den „Te Araroa Trail“ aufmerksam geworden. Dieser Wanderweg führt von Cape Reinga ganz im Norden bis nach Bluff, dem südlichsten Punkt des Landes. 3006 Kilometer lang führt er durch die verschiedensten Vegetationen – vom „90 Mile Beach“, wo es drei Tage lang nur am Strand entlang ging, durch Wälder, an Flussbetten entlang, durch Gebirge, Städte und bis an die Küste. „Bis auf Wüste war alles dabei, was ich mir vorstellen konnte“, sagt Marlene Maiwald, „man lernt dort jede Seite von Neuseeland kennen“.

Wildcampen ist in den Nationalparks von Neuseeland erlaubt. Es ermöglicht die Übernachtung in gewaltigen Kulissen.

Foto: Maiwald

Als sie im Oktober losgelaufen ist, war sie erst noch allein. Schnell habe sie aber einen anderen Wanderer kennengelernt, mit dem sie das Stück auf der Nordinsel zusammen zurückgelegt hat. Danach ging es ohne ihn weiter. Aber: „Es sind so viele auf dem Wanderweg unterwegs – man ist meistens nicht mehr als einen Tag allein.“ Übernachtet habe sie meist im Zelt. In den Nationalparks ist das Wildcampen erlaubt. Immer wieder habe sie ihr Zelt auch bei Einheimischen im Garten aufschlagen dürfen.

Auch deshalb war die lange Wanderung relativ günstig. „Ich habe die meiste Zeit nur Haferflocken und Nudelsuppe gegessen“, sagt die 20-Jährige. Mitte Februar sei sie dann am südlichen Ende des Wanderwegs angekommen. Von der Corona-Pandemie habe sie bis dahin noch wenig mitbekommen. „Auf dem Weg hatte ich nicht so viel Kontakt zur Außenwelt.“ Ihren Weg konnte sie beenden, danach, als es dann auch in Neuseeland strengere Maßnahmen zum Schutz vor einer Infektion gegeben hat, habe sie ihren ursprünglichen Plan, länger im Süden zu bleiben, verworfen. „In Auckland leben Freunde, die ich noch von meiner früheren Reise kannte“, sagt Marlene Maiwald. Bei ihnen habe sie unterkommen können – das Ehepaar habe ein großes Haus mit Garten und viel Platz.

Acht Wochen habe sie dort in einer Art Quarantäne verbracht. Dem befreundeten Paar bei Arbeiten im Haushalt und Garten geholfen – gegen Kost und Logis. „Ich hatte wirklich großes Glück, dass ich den Lockdown dort verbringen konnte.“ Auch wenn die Zeit auf der Strecke, das Wildcampen und allein unterwegs sein aufregend und neu waren – „mit Arbeit und Schule hat man zu Hause doch oft sehr wenig Zeit, um nachzudenken und mal nur für sich zu sein“, sagt die Wuppertalerin. So frei und auf sich gestellt zu sein, habe gut getan. „Ich bin sehr froh, dass ich das gemacht habe.“

Mittlerweile ist Marlene Maiwald in Napier, im Osten der Nordinsel von Neuseeland und hat dort einen Job angenommen, um die Urlaubskasse zu füllen. Ihr Visum gilt noch bis September, danach geht es zurück in die Heimat. „Familie und Freunde vermisst man eben doch irgendwann“, sagt sie.