Anwohner in Sorge Einsturzgefährdete Häuser in Wuppertal: So gefährlich wäre ein Zusammenbruch
Wuppertal-Langerfeld · Die Schäden an mehreren Häusern in Wuppertal besorgen Anwohner. Experten berichten über Erkenntnisse der aktuellen Untersuchungen. Und erklären, wie gefährlich ein Zusammenbruch auch für Nachbarn wäre.
„Das hat es in 50 Jahren Bezirksvertretung noch nicht gegeben“, sagte Bezirksbürgermeister Eberhard Hasenclever, „so viele Zuhörer hatten wir noch nie.“ Gut 50 waren gekommen, die allermeisten wegen des Tagesordnungspunktes zu den Häusern Beyeröhde. Gekommen waren auch Dietmar Oesterle und Daniel Wagener vom Bergamt der Bezirksregierung, Jochen Braun vom Bauordnungsamt und Marianne Krautmacher vom Sozialamt. Etliche Bewohner der geräumten Häuser waren dabei, um Neues zu erfahren. „Wir wissen gar nicht, was Sache ist“, sagte eine von ihnen.
Zunächst trugen Oesterle und Wagener den momentanen Sachstand bei den Untersuchungen des Bergamtes vor. Das Bergamt prüft, ob die Schäden an den Häusern im Zusammenhang mit der ehemaligen Zeche Karl stehen. Bohrungen hätten bis jetzt natürliche Hohlräume im Kalk nachgewiesen. Oesterle: „Das müssen Sie sich wie einen verfestigten Schweizer Käse vorstellen.“ Bis man auf Fels stößt, lägen bis zu 25 Meter mächtige Schichten aus lockerem Kies und Sand. „Bisher“, so Wagener, „haben wir keine bergbaulichen Hohlräume gefunden.“ Die Untersuchungen gehen weiter. Man arbeitet sich von außen auf Haus 45 zu. Dort sind die Schäden am größten.
Untersucht werden muss auch noch ein Gebiet, in dem die Zeche Tagebau betrieb, der später verfüllt wurde. Dort muss geprüft werden, ob ungenügend verdichtetes Material gerutscht sein könnte. Weiter laufen geophysikalische Messungen, um mit Bodenradar ein Bild vom Untergrund zu bekommen. Ergebnisse gibt es erst in den nächsten Tagen. Ebenfalls offen ist, was es mit dem gebrochenen Rohr für Frischwasser vor Haus Nummer 45 auf sich hat. Ob der Bruch Folge eines Wegsackens des Bodens ist oder der Boden wegsackte, weil ihn auslaufendes Wasser ausspülte. Allerdings sagte Oesterle: „Das Rohr ist korrodiert.“
Wenn das Bergamt seine Untersuchungen abgeschlossen hat und keinen Zusammenhang mit dem Bergbau gefunden haben sollte, dann müsse man woanders suchen. Da kämen Stadtwerke und Stadt ins Spiel. „Es gibt Überlegungen, wir sind mit der Stadt in Kontakt. Es wird was kommen.“
Wann Bewohner Sachen aus ihren Häusern holen können, konnte Braun nicht beantworten. „In Nummer 45 darf momentan nicht mal der Statiker rein.“ Mögliche Haftung könne man erst klären, wenn eine Ursache feststehe. Ein Bewohner des gegenüber liegenden Hauses wollte wissen, warum er, trotz sicheren Hauses, noch nicht zurück dürfe? Weil, so Braun, bei einem Zusammenbruch der Nummer 45 Balken wie Geschosse fliegen könnten. „Wir wollen nicht, dass Sie dann gerade im Fernsehsessel sitzen.“
Sensoren an den Häusern registrieren jede Bewegung des Mauerwerks und geben Alarm, wenn sich eine Katastrophe anbahnt. Wie schnell es gehen würde, wenn Nummer 45 abgerissen werden müsse, wollte der Mann wissen. „Schnell“, sagte Braun. „Erster Schritt: Können wir den Besitzer überzeugen? Wenn nicht, können wir ihn zwingen? Wenn nicht, reißen wir ab, Gefahr im Verzug.“ Wer die Kosten trägt, hänge auch in diesem Fall davon ab, was die Ursache sei und ob jemand dafür haftbar ist. Ob sie wirklich sicher sei, wollte eine Frau aus einem freigegebenen Haus wissen. Braun: „So sicher, dass ich ruhig schlafen kann.“
Bezirksvertreter wollen
ein Konzept zur Vorbeugung
Die Bezirksvertretung folgte einstimmig einem Antrag der CDU, die Verwaltung möge prüfen, ob und wieweit im Bereich der Zeche Karl Hohlräume zu finden seien, die zu einem Absacken weiterer Gebäude führen könnten. Zu klären sei, inwieweit alte Bewässerungssysteme wie die Wilhelm-Hedtmann-Kanäle als Ursache in Frage kommen. Es solle ein Konzept entwickelt werden, wie vorgebeugt werden kann. Denn es sind nicht die ersten Absackungen: Vor 30 Jahren musste ein Fachwerkhaus an der Ehrenberger Straße abgerissen werden. Es gab Absackungen im Bereich des ehemaligen Bunkers an der Schwelmer Straße. Andreas Bialas (SPD) sprach sich für ein Schadenskataster aus: „Wir wollen wissen, was unter unseren Füßen los ist.“