Wuppertals Erstwähler nutzen ihre Chance

13.147 junge Wuppertaler dürfen zum ersten Mal den Deutschen Bundestag wählen.

Wuppertal. „Ich will meine Möglichkeit nutzen, etwas zu verändern.” Für Julia ist es ganz klar: Die 18-Jährige wird ihre Stimme am 22. September abgeben. Denn Probleme sieht sie viele, doch wer hat die Lösung? Das fragen sich viele Erstwähler in Wuppertal. Von Desinteresse und Wahlfaulheit keine Spur. Im Gegenteil: Von der Außenpolitik bis zum Gesundheitswesen gibt es viele aktuelle Themen, die die Jugend beschäftigen. „Warum fließt so viel Geld in Straßenumbauten statt in die Förderung von Schülern aus sozial schwächeren Familien?”, fragt sich zum Beispiel Jama (19). An eine vernünftige Antwort der Politiker glaubt er nicht — die hätten doch sowieso nur den Wahlkampf im Kopf.

Enttäuscht von der Politik ist auch Laura (20). Im „Kuddelmuddel” aus Wahlkampfreden, Parteiprogrammen und TV-Duellen finde sie sich überhaupt nicht zurecht. „Und dann beschweren sich immer alle, dass die Jugendlichen politikverdrossen sind”, meint Laura. Sie wird ihre Stimme ungültig machen — für sie ein klares Statement.

Die Undurchsichtigkeit der Politik ist für viele Erstwähler ein Problem, da hilft auch der Wahl-O-Mat nicht weiter. Bei Laura kam zum Beispiel eine Partei raus, die sie auf keinen Fall wählen würde.

Trotz der Schwierigkeiten ist das Wählen für viele Jugendliche ein Muss. „Die Rechten gehen wahrscheinlich immer wählen, und wenn sich dann alle anderen dagegen entscheiden, hätten wir schnell ein großes Problem”, befürchtet Rebecca (18). Deshalb wird sie sich noch mal genau mit den Parteiprogrammen beschäftigen. Der Inhalt ist ihr wichtiger als die Gesichter.

Vor allem die Bildung ist für Rebecca wie für viele Jugendliche ein Thema - klar, denn die meisten befinden sich noch in der Ausbildung. Bekomme ich trotz steigender NCs einen Studienplatz? Was bringt mir G8? Warum sind die Toiletten in vielen Schulen unbenutzbar? An vielen Ecken und Enden fehlt offensichtlich das Geld.

Keine Sorgen machen müssen sich dagegen die Züchter bunter Biomöhren. „Für deren Forschung sind jede Menge Steuergelder übrig“, schmunzelt Natascha (19). Bei diesem Zirkus falle es ihr schwer, ihre Entscheidung zu treffen.