Wuppertals lauteste Baustelle: Am Wall geht es in die Tiefe
Die Arbeiten am kanalisierten Mirker Bach gleichen einer Operation am offenen Herzen — auf engstem Raum.
Elberfeld. Wuppertals größtes Sommerloch liegt am Wall: Dort arbeiten die Stadtwerke bis August 2012 am Anschluss des kanalisierten Mirker Bachs an den Wuppersammler. Die offene Baugrube, an der Busse, Autos und Lieferwagen auf dem Weg in die Innenstadt vorbei geführt werden, bringt es auf eine Tiefe von gut sechs Metern.
Und schon jetzt ist klar: Diese Baustelle gehört mit Abstand zu den kniffligsten, die in den vergangenen 20 Jahren rund um den Wuppersammler in Angriff genommen wurden, und kostet gut 3,5 Millionen Euro. Ziel der Mission: Verschmutztes Bachwasser soll auch hier nicht länger in die Wupper strömen, sondern durch einen Kanal unter dem Fluss hindurch direkt in den Wuppersammler und damit ins Klärwerk Buchenhofen fließen.
Um das zu erreichen, geht es sowohl am Wall als auch an der B 7 in die Tiefe: Dort wird jeweils eine Grube angelegt, die im nächsten Schritt unter der Erde mit schwerem Gerät mit der anderen verbunden wird. Der bergmännische Vortrieb — mit der Bundesallee als Start- und dem Wall als Zielpunkt — gleicht einem ebenso schwierigen wie riskanten Tunnelbau unter der Wupper: Zwischen dem Verbindungskanal und dem Fluss darüber werden lediglich 2,50 Meter Erdreich und Gestein liegen.
Schon bei den ersten Bauarbeiten ist Sicherheit das oberste Gebot: Abgesehen davon, dass kein Wupperwasser in die Grube dringen darf, ist auch der Mirker Bach eine unkalkulierbare Größe: Nach starken Regenfällen bleiben etwa 20 Minuten Vorlaufzeit, bis die Wassermassen aus dem Einzugsgebiet des Bachlaufs in seine derzeit offen liegend Kanalgrube am Wall strömen und Arbeitern gefährlich werden können.
Um das Risiko zu minimieren, wurde ein Frühwarnsystem mit einer Mess-Sonde und einer Internet-Kamera am oberen Lauf des Mirker Bachs installiert: Sobald in Höhe der Uellendahler Straße Hochwasser gemeldet wird, ertönt in der Baugrube am Wall ein Warnsignal.
Laut ist es allerdings auch für Elberfelder Passanten, Anwohner und Geschäftsleute: Das Bohrgerät bekommt es am Wall mit massivem Fels zu tun — mit entsprechendem Geräuschpegel. Wie berichtet, haben die ersten Anwohner vom Angebot der WSW Gebrauch gemacht, bei besonders lauten Bohrarbeiten vorübergehend in ein Hotelzimmer zu ziehen.