Wuppertals Muslime brauchen mehr Platz für ihre Verstorbenen
Zurzeit werden Gläubige auf dem kommunalen Friedhof in Ronsdorf beerdigt.
Wuppertal. Nur fünf Jahre alt wurde die kleine Bouchra. Vor einem Jahr starb sie, ganz plötzlich, nach einer Krankheit. Vor ihrem Grab auf dem muslimischen Teil des städtischen Friedhofs an der Lohsiepenstraße in Ronsdorf steht Bouchras Vater Adjei.
Wenigstens einmal in der Woche versucht Adjei herzukommen. Zur Trauer, zum Gedenken — und zum Gebet. Dabei begleiten ihn immer wieder auch seine Söhne Abdoul-Malik und Ikilil. Die Familie stammt aus Togo und gehört dort zu einer religiösen Minderheit: Etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung des westafrikanischen Landes sind Muslime — und das Grab der kleinen Bouchra in Ronsdorf ist auch von daher ein besonderes zwischen den Gedenksteinen türkisch- und arabisch-stämmiger Gläubiger. „Noch immer lassen viele Muslime ihre verstorbenen Verwandten zur Bestattung in die jeweiligen Herkunftsländer zurückbringen“, sagt Samir Bouaissa, Generalsekretär des Interessensverbandes der Wuppertaler Moscheen. Besonders wenn sie aus Ländern wie der Türkei oder Staaten in Nordafrika stammten, werde häufig eine Überführung per Flugzeug organisiert. „Doch die zweite und dritte Generation Zuwanderer denkt bereits um“, sagt Bouaissa. „Wer hier in Wuppertal lebt, möchte auch hier bestattet werden — idealerweise gemäß seiner Religion.“
Rund 270 Gräber umfasst der muslimische Bereich des städtischen Friedhofs in Ronsdorf. „In etwa drei bis vier Jahren sind die Kapazitäten erschöpft“, sagt Jürgen Lemmer, Integrationsbeauftragter der Stadt. Deshalb bedürfe es dringend mehr Platz für verstorbene Wuppertaler muslimischen Glaubens. Zu ihnen gehören ganz unterschiedliche Menschen und Kulturen. Familien wie die von Adjei Bouraima, der seit vielen Jahren in Deutschland lebt und arbeitet.
„Sie war immer so fröhlich“, sagt der Vater und zeigt das Foto seines lachenden fünfjährigen Mädchens, das lebhaft wirkt „und gern in den Kindergarten ging“. Und wenn der Schmerz auch groß sei: Adjei ist froh, den letzten Ruheort für die Kleine in seiner Nähe gefunden zu haben. In Wuppertal.