Politische Runde Wupperverband: „Ein Vorfall, der uns sehr geschockt hat“

Wuppertal · Zum 95-jährige Bestehen des Wupperverbandes veranstaltete die Bergische VHS eine Politische Runde, in der Ingo Noppen, Vorstand des Verbandes, zu Gast war.

Ingo Noppen ist seit 2003 Vorstand des Wupperverbands. Dieser feiert in diesem Jahr das 95-jährige Bestehen.

Foto: JA/Andreas Fischer

Anfang des 20. Jahrhunderts war die Wupper nicht mehr als eine Kloake. Ungehemmt entsorgte die Industrie ihre Abfälle im längsten Fluss des Bergischen Landes. Dieser Missstand führte 1930 zur Gründung des Wupperverbandes, der über kommunale Grenzen hinweg gegen die Verschmutzung vorging. Das öffentlich-rechtliche Unternehmen sollte zudem den steigenden Bedarf an Trink- und Brauchwasser sowie den Hochwasserschutz sicherstellen.

Heute betreut der Wupperverband den Fluss von der Quelle bis zur Mündung. Seine Talsperren stauen und regulieren die Wupper und ihre Zuflüsse. Seine Klärwerke reinigen das Abwasser aus Stadt und Land, bevor es in die Wupper zurückfließt. Die Renaturierung des Flussgebiets ist so weit gediehen, dass dort wieder mehr als 30 Fischarten vorkommen. Das Ziel, die Wupper in ein völlig intaktes Gewässer zurückzuverwandeln, ist allerdings noch nicht erreicht.

Das 95-jährige Bestehen des Verbands nahm die Bergische VHS als Aufhänger für eine Politische Runde. Am Montag war Ingo Noppen, der seit 2023 Vorstand des Wupperverbands ist, zu Gast im Otto-Roche-Forum. Davor hatte der studierte Bauingenieur beim Stadtentwässerungsbetrieb seiner Heimatstadt Düsseldorf Karriere gemacht.

Aus Noppens Gespräch mit Moderator Stefan Seitz erfuhren die 50 Zuschauer von der Vielfalt der Arbeitsfelder. Seine Mitarbeiter haben etwa die Aufgabe, Treibgut und andere Gegenstände aus der Wupper zu ziehen. „Wir müssen schauen, dass wir den Abfluss gewährleisten können“, sagt der Vorstand. Neben dem Fluss bewirtschaftet der Wupperverband Wälder, deren Bäume das Wasser reinhalten: „Wir haben auch eigene Förster.“ Denn ohne die Bejagung des Wildes lasse sich der Baumbestand nicht halten.

Den Herausforderungen, die die Erderwärmung mit sich bringt, will der Wupperverband mit dem Ausbau der Digitalisierung begegnen. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz können genauere Klimamodelle erstellt werden. Auf klimafreundliche Energiegewinnung legt Noppen ebenfalls großen Wert. So lassen sich aus Klärschlamm Strom und Wärme gewinnen, aber auch Phosphor. Der Stoff Phosphor ist wiederum für die Produktion von Lebensmitteln unentbehrlich.

Seit dem Hochwasser vom Juli 2021 steht das Thema mehr denn je auf Noppens Agenda. Seitz wollte von ihm wissen, wie der Wupperverband auf die danach geäußerte Kritik reagiert habe. „Das ist ein Vorfall, der uns sehr geschockt hat“, entgegnete er. Aus den Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes sei jedoch nicht ersichtlich gewesen, dass in kurzer Zeit so viel Regen fallen würde.

Nach der Katastrophe hat der Wupperverband das „Zukunftsprogramm Hochwasserschutz“ aufgelegt, das in Kooperation mit Städten und Kreisen umgesetzt werden soll. Oberste Priorität hat dabei die „frühzeitige Warnung und der Schutz der Bevölkerung“. Der Prävention dienen unter anderem Sensoren entlang der Wupper. „Wir sammeln so Daten aus den Pegelständen, und die KI interpretiert diese“, erklärte Noppen. Um erst gar kein Risiko einzugehen, „fahren wir Talsperren nicht mehr im Vollstau.“ Aus Sicht des Vorstands haben sich die Maßnahmen bereits bewährt. Während das „Weihnachtshochwasser“ 2023 Norddeutschland getroffen habe, sei an der Wupper lediglich ein hoher Wasserstand gemessen worden.

Die Politische Runde am 17. März beschäftigt sich mit der Geschichte weiblicher Körperbilder. Zu Gast ist die Kunsthistorikerin Anja Zimmermann. Beginn ist um 19.30 Uhr, es gilt das Prinzip „Zahle, was du magst“.