Offen gesagt WZ-Kommentar zu den personellen Ereignissen bei der Wuppertaler Wirtschaftsförderung: Fatale Signale

Wuppertal · Oktober 2022: Der Rat teilt die Zuständigkeiten der Dezernenten neu auf und nimmt Arno Minas perspektivisch den Bereich Wirtschaft weg. März 2023: Nach nur einem Jahr als Chef der Wirtschaftsförderung wird Eric Swehla gegangen.

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Foto: ANNA SCHWARTZ

Der Verwaltungsrat sah keine Grundlage mehr für die Zusammenarbeit, nannte keine genauen Gründe. Juni 2023: Arno Minas wird in Münster zum Dezernenten für Wohnungsversorgung, Immobilien und Nachhaltigkeit gewählt, er geht zum 1. Oktober. Ebenfalls Juni 2023: Die Wahl von Alexander Vogel, der neuer Dezernent für Personal, Digitalisierung und Wirtschaft werden sollte, scheitert im Rat. Ebenfalls Juni 2023: Marco Trienes, Interims-Chef der Wirtschaftsförderung, wird in Paderborn zum Geschäftsleiter gewählt, auch er geht zum 1. Oktober.

All diese einschneidenden Entscheidungen wurden in nur einem Dreivierteljahr getroffen, in diesem Monat überschlugen sich die Ereignisse gar. In der Wuppertaler Wirtschaft geht es drunter und drüber. Nicht bei den Unternehmen selbst, sondern in Politik und Verwaltung, die dafür verantwortlich sind, gute Rahmenbedingungen am Standort zu schaffen. Davon ist derzeit wenig zu erkennen. Die Probleme sind groß und drängend, wurden zigfach benannt – Fachkräftemangel, Flächenmangel, Lieferengpässe, Energiekrise, der schwierige Weg zur Klimaneutralität – und doch befasst man sich in Wuppertal erst einmal mit Posten, Zuständigkeiten und Personalien. Und das ziemlich ausführlich und ziemlich wenig erfolgreich, wie die vergangenen Monate zeigen. Das sendet fatale Signale in Richtung der Unternehmen, die überlegen, ob sie hier investieren oder lieber anderswo. Denn wenn sie merken, dass sich die Wirtschaftsförderung einer anderen Stadt darum kümmert, dass sie eine passende Fläche finden, sich die Wirtschaftsförderung Wuppertal aber vor allem mit sich selbst beschäftigt, kann das ein entscheidender Faktor für die Entscheidung sein.

Nun beteuern die Zuständigen, dass die Arbeit der Wirtschaftsförderung ganz normal weiterlaufe. Zum Beispiel Oberbürgermeister Uwe Schneidewind, der auch dem Verwaltungsrat vorsitzt. Die Rede ist von einem bewährten Team mit erfahrenen Mitarbeitern, und davon, dass Marco Trienes zugesagt habe, seine Arbeit bis zu seinem Weggang mit vollem Einsatz fortzusetzen. Ein kleines Beispiel zeigt aber, dass derzeit nicht alles normal weiterläuft. Eigentlich sollte die Infrastruktur für den Smart-Tec-Campus auf Lichtscheid bis Ende 2022 fertig sein. Doch vor einem Jahr hat die Stadt die Entwicklung abgebrochen, wollte zunächst ein Konzept entwickeln. Nach einem Jahr wollten wir berichten, was sich seitdem getan hat. Die erste Anfrage zum Sachstand haben wir am 23. Mai bei Marco Trienes gestellt, seitdem mehrfach versucht, ihn zu erreichen, per E-Mail und per Telefon, persönlich und über die Pressestelle. Bis heute keine Reaktion. Auch den Oberbürgermeister haben wir am 20. Juni zu diesem Thema angefragt, ohne eine Antwort zu erhalten. Das deutet darauf hin, dass das Problem bei der Wirtschaftsförderung vielleicht doch größer ist, als nur fatale Signale zu senden.