Stadtentwicklung Orte mit Potenzial – und Problemen

Wuppertal · Das Forum Mirke beschäftigt sich damit, wie es mit der Süd-Ost-Fläche am Bahnhof und der Diakoniekirche weitergehen kann

Vorreiter im Viertel: die Utopiastadt. Für die dortigen Flächen ist nachhaltige Kreativwirtschaft vorgesehen.

Foto: Andreas Fischer

„Zukunftsflächen“ nennt das Forum Mirke das Areal östlich des Mirker Bahnhofs an der Nordbahntrasse und die Diakoniekirche. Zukünftig sollen sie gestaltet werden, doch noch ist nicht klar, wie. „Alles, was man dort macht, wird Strahlkraft haben“, betont Christian Hampe vom Forum. Aufgrund der zentralen Lage der Flächen im Quartier und weil sie ein Beispiel für andere werden könnten. Die Flächen bieten Potenzial – aber auch Probleme. Das haben die Eigentümer deutlich gemacht, die zur Diskussion in die Alte Feuerwache gekommen waren.

Das Areal am Mirker Bahnhof „ist ein sehr zerteiltes Grundstück mit verschiedenen Ebenen“, sagt Sven Macdonald, der die Stadtentwicklung in Wuppertal leitet. Die Stadt hat ihr Vorkaufsrecht gezogen. „Das ist durchaus außergewöhnlich“ und werde selten gemacht. Die Fläche wechselt derzeit in ihr Eigentum. Den Teil des Bahnhofsvorplatzes will sie selbst behalten, um den Zugang zur Trasse zu sichern und mit Fördergeld neu zu gestalten; der erste Bauabschnitt für die Treppe ist abgeschlossen.

„Die anderen Flächen werden wahrscheinlich nicht städtisch bleiben“, sagt Sven Macdonald. Den schmalen Streifen nördlich der Trasse und den Teil südlich davon, mit viel Hang und einer alten Gewerbehalle, könnte die Stadt weiterverkaufen. Künftige Nutzer müssen beachten, dass es derzeit keinen Bebauungsplan gibt, dafür aber ein Quartierskonzept, das die Fläche politisch an nachhaltige und kreative Wirtschaft bindet. Neue Wohnbebauung beispielsweise wäre zusätzlich durch den Autobahnlärm der A46 erschwert. Dennoch sei die Lage attraktiv: „Direkt an der Trasse, einer grünen Achse durch die Stadt. Am Mirker Bahnhof ist ein relevanter Knotenpunkt in einem hochverdichteten Bereich. Da sind wir dankbar über jede Fläche, auf der wir eine Entwicklung anstoßen können.“

Die zweite Fläche, deren Zukunft im Quartier diskutiert wird, ist bereits bebaut. Es geht um die denkmalgeschützte Kreuzkirche, die die Diakonie verkaufen will. „Sie ist in vielerlei Hinsicht genau das Gegenteil“, sagt Diakoniedirektorin Sabine Federmann. Nicht wegen des Gebäudes an sich, betont sie. „Jeder, der dort war, weiß, wie charmant es ist. Die Kirche ist eine Insel mitten auf der Friedrichstraße. Darauf kann man etwas ganz Tolles machen.“ Doch das kostet Geld. Schon der Unterhalt im jetzigen Zustand kostet jährlich 50 000 Euro. Mittelfristig sind Investitionen nötig, etwa in die veralteten Sanitäranlagen. Außerdem ist nur der vordere Teil heizbar. Dieses Geld muss die Diakonie bei anderen Projekten sparen.

„Es gibt eine lange Geschichte der Versuche, die Kirche diakonisch zu nutzen“, erzählt Sabine Federmann. Für diese Zwecke sei das Gebäude eigentlich zu klein – und es sei sehr schwierig, dafür Fördergeld einzuwerben. Eine Initiative hat Ideen für die Kreuzkirche gesammelt, doch nun hat sich der Verein aufgelöst. Außerdem gibt es einen Ordner mit Entwürfen von Architekten, wie der Innenraum umgestaltet werden könnte, doch die Umsetzung wäre kostspielig. Andere Kirchengebäude, die nicht mehr als solche genutzt werden, sind nun Wohnhäuser, Bibliotheken, Werkstätten und Restaurants. Die Landeskirche macht jedoch Vorgaben, an wen die Diakonie nicht verkaufen darf. Zum Beispiel dürfe in der Kreuzkirche kein Bordell und keine andere Religionsgemeinschaft unterkommen.

So konkret sind die Überlegungen des Forums Mirke ohnehin noch nicht. „Es geht uns nicht darum, was genau dort passiert, sondern wie man dorthin kommt“, sagt Christian Hampe. Die Engagierten für ihr Quartier sollen verstehen, wer im Prozess worüber entscheidet – mit dem Ziel, Einfluss nehmen zu können, dass dort etwas Lukratives entsteht, finanziell und inhaltlich.

Den Mitgliedern des Forums Mirke ist wichtig, dass mit den Flächen etwas passiert, das ihrem Quartier nutzt. Auch wenn es derzeit noch keine konkreten Ideen gibt – mit Blick auf die Prozesse besteht Hoffnung, dass ihr Wunsch erfüllt wird. „Die Stadt kann das Grundstück nicht einfach an einen Investor verschachern, es braucht einen politischen Willen“, sagt Bezirksbürgermeister Thomas Kring. „Dafür ist ein Handlungskonzept nötig, das die Fläche an ein Ziel bindet.“ Sabine Federmann verspricht, dass die Diakonie die Entwicklung der Kreuzkirche begleiten wolle – von der Entwidmung bis zum neuen Bebauungsplan. „Finanziell haben wir ein bisschen Zeitdruck, dass die Kirche in neue gute Hände kommt.“