Meinung WZ-Kommentar zum Wahlkampf zur Weihnachtszeit: Wie es euch gefällt
Wuppertal · Der Advent ist sowieso schon mehr Rummel als früher. Eben „Event“ statt Nostalgie.
Auffällig ist es schon: Eigentlich wollte ich am 30. November für eine Reportage einen Kalligraphie-Kurs besuchen. Feines Papier, Tinte, geschwungene Lettern. Ein intimer Raum, fast Meditation. Sich Zeit nehmen. Etwas mit Seele schaffen. Stattdessen werde ich an diesem Tag in der „Bergischen Eventlocation“ in Vohwinkel die Nominierung der Wuppertaler Bundestagskandidaten der CDU begleiten. Weil schon mit dem Verlust der Ampel-Koalition die Politik in den Wahlkampf eingestiegen ist. Wir werden vermeiden können, dass auf den Weihnachtsmärkten zusätzliche Pavillons stehen, in denen Politiker aus Gründen der Wahlwerbung zum Glühwein einladen. Doch würde auch das nicht verwundern. Denn wie die Äußerungen der Kirchenvertreter unterstreichen: Der Advent ist sowieso schon mehr Rummel als früher. Eben „Event“ statt Nostalgie. Gleichwohl muss man sich dem nicht aussetzen. Man hat auch hier die Wahl. Man musste im Advent 2022 auch nicht Fußball-WM gucken. Niklas Schier, evangelischer Pfarrer in Cronenberg, kritisiert, er habe noch keinen Weihnachtsmarkt gefunden, der etwas mit Ruhe und Besinnlichkeit zu tun hat. Doch es gibt sie, zum Beispiel den Markt auf Schloss Grünewald in Solingen-Gräfrath. Beschaulich und kreativ, ohne elitär zu sein. Man kann den Advent so gestalten, dass er dem eigenen Charakter entspricht. Wie Stadtdechant Bruno Kurth sagt: Die Kirchen sind ein Angebot von vielen. Aber sie können das Wesentliche, das der Zeit innewohnt, visualisieren. In Worten und Bildern. Auch wenn hinter dem Kirchenportal Helene Fischer zur XXL-Currywurst „Fröhliche Weihnacht“ singt. Und bis zum 23. Februar hat sich sowieso jeder – hoffentlich – eine Meinung gebildet.