Meinung WZ-Kommentar zum Wuppertaler Klimaexperiment: Gewohnheit als Herausforderung

Wuppertal · Wird das Experiment einen Effekt haben, der dauerhaft ist?

martin.gehr@wz.de

Foto: ANNA SCHWARTZ

In Goethes Faust heißt es: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“ Zwölf Wuppertaler Haushalte wagen in den nächsten sechs Monaten das Experiment, klimafreundlicher zu leben. Ohne Verpflichtung, aber mit Engagement. In der Mobilität, der Ernährung, im Energieverbrauch und Einkaufsverhalten. Die Motivation ist da, die Auftaktveranstaltung im Rathaus ließ Inspiration spüren. Aber wird es auch funktionieren? Die Veranstalter betonen, dass der Ansatz nicht darin bestehe, theoretisches Wissen zu vermitteln – auch wenn Beratung zum Konzept gehört, samt einer Analyse des persönlichen CO2-Fußabdrucks –, sondern praxisrelevante Angebote mit Unternehmen zu machen, die Nachhaltigkeit verkaufen. Doch wird auch das Experiment einen Effekt haben, der dauerhaft ist? Wie Toster Maria Freitag, Inhaber des Unternehmens „Supercargo“, das sich auf Lastenfahrräder spezialisiert hat, sagte, sei es wichtig, „dass das Projekt nicht irgendwann zu Ende ist, und das war’s“. Teilnehmer Yannick Christiansen betonte, dass es wahrscheinlich nicht darauf hinauslaufe, nun „180 Tage Vollgas zu geben“, sondern einen langfristigen Prozess in Gang zu setzen. Unsicherheiten werden zweifellos auftauchen, etablierte Gewohnheiten im Weg stehen. Elementar scheint also für den Erfolg des Experiments, an sich selbst zu arbeiten. So ist das Vorhaben letztlich eine psychologische Herausforderung.