„Flechten“ Wuppertal: Zwei Künstler und ein gemeinsamer Blick
Wuppertal · Aylin Forneberg und David Friedrich zeigen „Flechten“ im Neuen Kunstverein.
Noch bis zum 19. Oktober wird die Kunstausstellung „Flechten“ von Aylin Forneberg und David Friedrich in den Räumlichkeiten des Neuen Kunstverein Wuppertal e. V., Hofaue 51, zu sehen sein. Es geht um die gemeinsame Sicht der Künstler auf die Stadt, während ihre Arbeiten normalerweise recht unterschiedlich ausfallen. Eine Schnittmenge ist, dass die beiden sich mit Texten und Schriften auseinandersetzen. Bei Froneberg sind es geschriebene Texte mit Worten und Friedrich befasst sich eher auf eine abstrakte Art und Weise mit dem Thema der Ausstellung. Durch diese Basis, kamen die beiden Künstler auf das lateinische Verb „texere“, was „weben“ oder „flechten“ bedeutet. So stand der Titel der Ausstellung schnell fest, erzählt Friedrich.
„Wir wollten keine Ausstellung machen, bei der wir sagen ‚OK, ich bekomme diese Wand und du bekommst diese‘, sondern die Frage war: Wie können wir unsere Sachen miteinander verweben?“, erklärt Friedrich. Forneberg schrieb beispielsweise einen gut leserlichen Brief und Friedrich erstellte einen Zettel mit abstraktem Geschreibsel. Letzteres sollte gar kein Brief sein, aber als sie ihre Arbeiten zusammentrugen, fielen den beiden Parallelen auf: „Seit wir die beiden Werke zusammengelegt haben, ist das für mich auch ein Brief geworden. Da steht eigentlich nichts drin, aber ich habe das Gefühl, wenn man sich genügend anstrengt, dann kann man schon fast was lesen“, sagt Forneberg. Nun wirken die Werke untereinander aufgehangen wie eine Reflexion voneinander. Darunter ein Bild von Fornebergs alter Küche, die sie zu weiteren Zeichnungen inspirierte. „Ich habe mir kleine Details daraus gepickt und gezeichnet“, sagt sie. Sachen wie eine Milchtüte oder ein Eierkarton gehören dazu. Das vermittelt eine Art von nostalgischen Gefühl, und Forneberg bestätigt, dass es sich bei ihr auch oft um Erinnerungen dreht. „Ich beschäftige mich sehr mit der emotionalen Ebene von mir selber. Alles, was ich mache, stammt aus so einem Antrieb, zu äußern, was ich denke und wie es dazu gekommen ist. Auch um mich selber zu verstehen und Erinnerungen zu konservieren“, erzählt sie.
„Ich werden gleich viel Intimes offenbaren“
Dies übertrug sie auch auf ihre Stadtführung, die sie als Performance im Rahmen von Flechten anbot. Dabei handelte es sich nicht um eine klassische Stadtführung, bei der man an den bedeutendsten Orten Wuppertals tief in die Stadtgeschichte eintaucht, sondern um Fornebergs ganz persönliche Geschichte. „Ich werde gleich viel Intimes offenbaren und Sachen, die vielleicht auch nicht für alle Ohren gemacht sind. Aber genau das ist das Spannende für mich“, kündigt sie anfangs an. Sie führte an eher unscheinbare Orte und erzählte, welche Erlebnisse und Erinnerungen sie mit diesen verbindet. „Ich möchte damit in den Austausch geraten mit Menschen.“ So verflechten sich auch wieder Fornebergs Sichtweisen mit anderen.
Friedrich setzt sich weniger mit Menschen selbst auseinander. Zu seinem Repertoire gehören Malerei, Skulpturen und Installationen. In seinen Werken lässt er sein Interesse für Physik mit einwirken. Auf der großen blauen Wand in der Ausstellung hat er Schwarz-weiß-Zeichnungen aufgehängt. Verschiedene Formen fließen hier ineinander. Die blaue Wand war eigentlich für eine weiße Rampe gedacht. Hier klappte es mit der „Verflechtung“ also nicht. „Wir hatten das Gefühl, dass die Größenverhältnisse nicht stimmten. Dann haben wir umgedacht“, erzählt Friedrich. Daraus entstand dann etwas Neues. Die Rampe steht nun vor der grünen Wand daneben und macht dort eine bessere Figur.