Zehn Jahre Aids-Ambulanz

Das Petrus-Krankenhaus bietet Anlaufstelle für HIV-Infizierte.

Wuppertal. In Wuppertal leben rund 350 Menschen mit dem HI-Virus. Viele Betroffene sehen in der Diagnose das Ende eines „normalen“ Lebens. Dem sei längst nicht mehr so, beruhigt Dr. Matthias Sandmann: „Bei vielen HIV-Infektionen, wenn sie frühzeitig erkannt werden, reicht es schon, jeden Tag eine Tablette zu nehmen und der Patient hat die gleiche Lebenserwartung wie alle anderen. Es ist nur wichtig, dass man sich frühzeitig testen lässt.“ Dazu können Patienten die CID-Ambulanz im Petrus-Krankenhaus in Barmen aufsuchen, die es seit nunmehr zehn Jahren gibt.

Sandmann sieht in der Ambulanz eine wichtige Anlaufstelle für HIV-Infizierte, AIDS-Erkrankte und für jeden, der befürchtet sich beruflich oder privat infiziert zu haben. „Wir bieten eine Soforthilfe, die Postexpositions-Prophylaxe (PEP). So kann eine mögliche HIV-Infektion beispielsweise nach einer Nadelstichverletzung bis zu 72 Stunden danach verhindert werden.“ Dennoch: Die Prophylaxe dauert über vier Wochen und ist häufig mit starken Nebenwirkungen wie Übelkeit verbunden. Deshalb rät der Chefarzt nicht jedem zur PEP: „Die Angst vor der Infektion ist meistens zu groß, sodass viele die Prophylaxe in Anspruch nehmen. Deshalb halten wir jederzeit die entsprechenden Medikamente bereit.“

Auch die Beratung ist stets zur Stelle: Heiko Lüker ist einer von drei Sozialarbeitern der Aidshilfe Wuppertal. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, den Patienten die Furcht vor Diskriminierung zu nehmen“, erklärt Lüker. Besonders Männer sähen HIV und AIDS als „Homosexuellen-Erkrankung“. „Wir haben viele Patienten, die von weit her anreisen, aus Angst im heimischen Krankenhaus von Bekannten gesehen zu werden“, erzählt Sandmann. Dabei müsse sich niemand für die Krankheit schämen, denn infizieren könne sich schließlich jeder, meint Lüker: „Wir versuchen in unserer Beratung zu vermitteln, dass die Schuldfrage die falsche Herangehensweise ist.“ HIV habe sein Stigma leider nie verloren, pflichtet Sandmann bei: „Dabei haben in den vergangenen Jahren viele unserer Patientinnen in der Frauenklinik Vogelsangstraße zahlreiche Kinder gesund zur Welt gebracht. Ein normales Leben mit HIV ist möglich. Wir helfen gerne dabei.“