Zirkus Probst holt Magie in die Manege

Der Zirkus aus Neustadt gastiert mit seinem Programm „Leidenschaft“ bis Sonntag auf dem Carnaper Platz.

Wuppertal. Einmal tief Luft geholt, schon nimmt er Anlauf und schmeißt sich schwungvoll in die Seile, um nur knapp über die Köpfe der Zuschauer hinwegzusegeln: Der junge Seilakrobat Utnier Aquino aus Kuba zog vergangenen Mittwoch bei der Premiere des Circus Probst alle Register, um dem Publikum den Atem zu rauben. Nicht nur er, auch Tamara Khourchoudova am Trapez und die 18-jährige französische Artistin „Miss Adèle“ mit ihrem poetischen Luftballett überzeugten die Zuschauer und jagten mit riskanten Sprüngen ins Luftleere den einen oder anderen Schauer über den Rücken.

Der Duft von süßem Popcorn und Zuckerwatte gehört zum Zirkus Probst wie zu jedem anderen — mit der Show hingegen möchte sich die Familie Probst abheben und den klassischen Zirkus neu verpacken. „Zirkus ist Kultur pur, auch wenn es leider oft nicht als solche anerkannt wird“, sagt Pressesprecher Simon Hörmeyer. In Zeiten von Fernsehen und Computerspielen, hätten die Zirkusunternehmen mit sinkenden Besucherzahlen zu kämpfen.

Der Direktor Reinhard Probst sagt dieser Entwicklung mit Spitzenartisten, modernem Live-Orchester und Tieren aus aller Welt den Kampf an. Das Publikum wird auf eine Reise durch das Tierreich von fünf Kontinenten mitgenommen: So holte Probst zwei afrikanische Wattussi-Rinder, ein Yak-Rind aus Tibet, ein Kamel aus der Mongolei, ein afrikanisches Dromedar, sieben Lamas aus Südamerika, zwei Zebras, zwei Kaltblutpferde und ein Emu aus Australien in die Manege.

Nicht nur der Direktor, auch die tierischen Kollegen weisen sich zurecht, wenn mal einer aus der Formation tanzt: So spuckte ein Lama ein anderes an, das sich nicht an die Regeln hielt. Die Zuschauer blieben verschont.

Sie konnten sich in der Pause hinter die Kulissen wagen und sich von der artgerechten Tierhaltung, mit der der Zirkus wirbt, selbst überzeugen.

Nach der Pause ging die bunte Vielfalt, begleitet von einem Live-Orchester, weiter: Clownesse Sonja Probst (28) gelang es mit dem Kollegen Sergiu Mosanu aus Moldawien, das Publikum zum Brüllen zu bringen. Besonders stolz präsentierte der Zirkus seine Araber- und Friesenhengste, trainiert von Juniorchefin Stephanie Probst (26), die es sich trotz Schwangerschaft im neunten Monat nicht nehmen lässt, in die Manege zu steigen. Der Zirkus der Familie Probst ist Teil einer Zirkusdynastie, die bis ins Jahr 1865 zurückreicht. „Der Zirkus liegt der Familie im Blut“, sagt Hörmeyer. Kein Wunder also, dass das Programm „Leidenschaft“ heißt: „Unsere Leidenschaft gilt der Inszenierung. Wir möchten dem Publikum zweieinhalb Stunden Auszeit vom Alltag bieten, Emotionen wecken, faszinieren und miteinander lachen.“