Zoff-Exkursion: Mit dem BUND auf den Spuren seltener Tiere

Freizeitaktivitäten und Naturschutz stehen oft in Konkurrenz zueinander. Die Teilnehmer erkunden das Murmelbachtal und den Scharpenacken.

Wuppertal. Manchmal driften Freizeitaktivitäten und Naturschutzinteressen weit auseinander. Erst recht, wenn Menschen wie auf dem Scharpenacken eine Fläche für sich beanspruchen, die sie bis 2008 uneingeschränkt nutzen durften. Jetzt aber stehen sie vor Zäunen und Schildern mit Verhaltensregeln. In der Zoff-Exkursion (Zusammenhänge-Organismen-Fauna-Flora) erklärt Jörg Liesendahl vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Wissenswertes zu Pflanzen und Tieren im Naturschutzgebiet Murmelbachtal bis zum Scharpenacken. Bei der Wanderung kommt aber auch der sprichwörtliche Zoff zwischen dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB), Eigentümer des Erholungsgebietes Scharpenacken, dem BUND und den Interessensgruppen der Nutzer zur Sprache.

Start ist am Murmelbach. „Die Quellen im Murmelbachtal mit ihrem Artenreichtum sind bis heute nicht Teil des Naturschutzgebiets“, ärgert sich Liesendahl. Schnell verblasst die Schönheit des Teiches am Rhododendrongarten, als Liesendahl bemerkt: „Hundebesitzer lassen ihre Vierbeiner in den Teichen baden. Das verschmutzt die stehenden Gewässer extrem.“

Im Tal leben tausende seltene Molche, Kröten, Frösche und auch Feuersalamander. „Die seltene Geburtshelferkröte hat es nicht geschafft“, erzählt der Fachmann, der den Pflege- und Entwicklungsplan für das Naturschutzgebiet Murmelbachtal begrüßt. Die acht Teiche werden bei der Renaturierung des Bachs an den Rand des Fließgewässers verlegt. 20 Exkursionsteilnehmer machen sich auf den Weg hinauf zum Scharpenacken. In kurzer Zeit hat sich 2003 nach dem Abzug der Bundeswehr der Erholungswert des Gebiets herumgesprochen.

Doch Bodenbrüter und Vogelarten wie Bekassinen und Feldlerchen sind dort heimisch geworden. Ein Drittel des 200 Hektar großen Erholungsgebiets ist als Ausgleichsfläche der 2012 gebauten JVA Ronsdorf ausgewiesen und Landschaftsschutzgebiet — 25 Hektar umzäunte Weidefläche, Obst- und Feuchtwiesen. Hier leben seltene Vögel wie der Neuntöter und viele Amphibien und Insekten. Im Bereich der JVA schützt man die seltenen Biotope. „Der Kammmolch als planungsrelevante Tierart hat überlebt“, so Jan Boomers, Leiter der Biologischen Station Mittlere Wupper. Es gilt eine eingeschränkte Nutzung für das gesamte Gebiet. Zerschnittene Zäune und Trampelpfade bestimmten aber lange Zeit das Bild.

„Die Leute werden sich an den Zustand gewöhnen“, sagt Boomers und hält einen Dialog mit allen Nutzergruppen für wichtig. „Mehr Informationen und Veranstaltungen zum Thema Naturschutz erzeugen Transparenz. Alle Interessensgruppen sollten sich ihrer Verantwortung bewusst werden“, betont Liesendahl.