Zoo-Tiere haben viele versteckte Waffen

Eine Führung widmete sich dem Thema, wie sich Tiere gegen Angreifer verteidigen.

Foto: Stefan Fries

Zoo. Bereits an der ersten Station ihrer Führung kommen die Kinder ins Grübeln „Was sind das wohl für Tiere?“, fragt Zooführerin Rosi Harris ihre Truppe. Erdmännchen, Maus oder Maulwurf wird geraten, doch das ist nicht ganz richtig. Bei den kleinen braunen Geschöpfen gegenüber der Wiese an der Zoomuschel handelt es sich um Präriehunde. Doch ihre Verteidigung ist ähnlich wie die der vermuteten Erdmännchen. „Sie haben einen Wächter, der vor Gefahren warnt“, erklärt Harris und mitten im Gelände steht einer der kleinen Nagetiere auf und schaut aufmerksam um sich. Dass diese nordamerikanische Gattung der Erdhörnchen auch hervorragend graben und vor seinen Feinden tief in der Erde verschwinden kann, zeigen die großen Löcher, die auch außerhalb des Geheges im Rasen zu sehen sind. „Die könnten ganz Wuppertal untertunneln“, so Harris.

Für die etwa 20 Kinder geht es mit ihren Eltern und Großeltern weiter zu den Affen. Dort gibt es — passend zum Titel der Führung „Die Waffen der Tiere“ Interessantes zu den Verteidigungsmechanismen zu hören. „Bonobos zeigen ihre Zähne, um allen zu zeigen: Das ist mein Revier“, erklärt Harris und deutet im Menschenaffenhaus auf das Foto eines Drills. Hier sind die imposanten Zähne deutlich zu sehen und die Kinder bekommen eine Ahnung, wie die Drohgebärden wirken können. Im Nachbargehege sitzt Gorillamännchen Vimoto. „Das Innengehege wird gereinigt, das hört er genau“, erzählt die Zooführerin und berichtet weiter von Werkzeugen, die die Menschenaffen benutzen, um etwa mit Stöcken Leckerchen aus einer Gefäß zu angeln. „Das sind eben unsere nächsten Verwandten.“

Wie die Elefanten sich wehren können, wissen die Kinder genau. „Mit den großen Stoßzähnen und dem Rüssel“, sind sie sich sicher. 40 000 Muskeln befinden sich immerhin im Elefantenrüssel. Sie erfahren vom Elefantenbullen Tusker, der 5500 Kilo schwer ist und ohne direkten Kontakt zur Herde und Pflegern lebt. „Das ist zu gefährlich, denn ab einem gewissen Alter werden die Bullen zu Einzelgängern“, weiß Harris.

Seine Waffe trägt der Milu auf dem Kopf. Sein imposantes Geweih, das eine Länge von bis zu 84 Zentimetern erreichen kann, dient dem Davidshirsch zur Verteidigung und zu Revierkämpfen während der Brunftzeit. Interessiert folgt eine niederländische Familie den Ausführungen. „Wir sind für zwei Tage hier. Am Mittwoch waren wir im Legoland in Oberhausen und heute in Wuppertal. Der Zoo gefällt uns sehr gut“, erzählen sie.

In der zweiten Gruppe scharen sich die Kinder vor dem Rentiergehege um Birgit Klee. Auch diese Tiere beeindrucken durch ihr Geweih, das am Ende eine kleine Verbreiterung hat, die auch als „Schneeschaufel“ bezeichnet wird. Als einzige Hirschart trägt beim Rentier auch das Weibchen ein Geweih. Bei den Männchen kann es 50 bis 130 Zentimeter groß werden, bei den Weibchen 20 bis 50 Zentimeter. Wie Samt fühlt sich der Bezug der Hörner an — Klee hat ein Stück zum Anfassen dabei.

Ein weit geöffnet Krokodilmaul zeigt auf einem Foto die beeindruckende Zahnreihe. „Was hier herein gerät, kommt nicht wieder heraus“, warnt Klee. Das Gebiss wird durch einen regelmäßigen Zahnwechsel immer wieder erneuert. Imposant ist auch das Gebiss einer Schlange, deren Zähne nicht zum Kauen, sondern zum Festhalten der Beute bestimmt sind. Alle Zähne sind nach hinten gerichtet; versucht ein Beutetier, sich aus dem Biss der Schlange zu befreien, bohren sich die Zähne nur noch tiefer in seinen Körper. Beim Nachdenken über das Thema fällt den Kindern noch viel ein. Es gibt giftige Schlangen, der Löwe setzt seine Zähne ein und der Pfeilgiftfrosch sein Gift.

Tristan (10) hat die einstündige Führung gut gefallen. Er war zum ersten Mal dabei und fand die Affen beeindruckend. „Ich wäre noch gerne zum Terrarium gegangen“, sagt er. Auch Mia (11) ist Neuling. „Die Elefanten waren gut“, findet sie. Alle gemeinsam haben zum Schluss Spaß bei der Fütterung der Seelöwen.