Zug-Sabotage im Kalkwerk
Unbekannte Täter haben gestern die Bremsen von geparkten Güterwaggons gelöst. Diese rollten aufs Gleis der Werke Oetelshofen und krachten in einen beladenen Kalk-Zug. Der Sachschaden ist riesig.
Hahnenfurth. "Wir hatten unwahrscheinliches Glück, dass es hier keine Toten gegeben hat. Wer immer das war - das war kein Dummejungenstreich." Auch am Freitagabend schwang bei Moritz Iseke, einem der Geschäftsführer der Kalkwerke Oetelshofen, immer noch Bestürzung in der Stimme mit. Kurz nach zwölf Uhr mittags waren vier herrenlose Güterwaggons mit hoher Geschwindigkeit in die Verladestation seines Hahnenfurther Werks gerollt. Dort krachten sie in einen fast voll beladenen Kalk-Zug. "Wäre in diesem Moment ein Arbeiter im Gleis gewesen, so wäre der jetzt tot", ist Iseke sicher.
Wie konnte es zu dem Unglück kommen. Für die ermittelnde Wuppertaler Polizei steht bisher fest: Unbekannte haben im Laufe des Freitagvormittags an den vier auf einem Abstellgleis oberhalb der Unglücksstelle abgestellten Waggons - sie gehören der Firma DB Cargo - die so genannten Hemmschuhe und die Bremsen gelöst. Auf dem abschüssigen Gleis gerieten die Güterwagen ins Rollen und auf den Schienenstrang des Kalkwerkes. Dort kollidierten sie mit dem Kalk-Zug. Der Aufprall war so heftig, einer der elf Waggons des Kalk-Zuges mitsamt dem Schienenstrang aus dem Gleisbett gerissen und zur Seite gedrückt wurde. Auch einer der Unglückswagen entgleiste. Verletzt wurde niemand.
Der Schaden für die Kalkwerke ist dennoch immens: Der gesamte Warenumschlag per Schiene steht still. "Ich werde hier mehrere hundert Tonnen Kalk nicht los und habe ständig den Kunden am Telefon. Allein das Ausfall kostet mich mindestens 50000 Euro", sagte Moritz Iseke gestern Abend zur WZ. Dazu kommt noch der Schaden an Gleisen und Waggons - "das ist mindestens nochmal die gleiche Summe." Gegen einen Vandalismusschaden dieser Größenordnung könne sich die Firma nicht versichern, so Iseke. "Selbst wenn die Täter gefasst werden - auf dem Geld bleiben wir höchstwahrscheinlich sitzen, und das bei der momentanen Wirtschaftslage."
Die Polizei ermittelt nun wegen gefährlichen Eingriffs in den Schienenverkehr. Über Hintergründe der Tat konnte sie gestern keine Angaben machen. Sie hofft auf Zeugen, die vielleicht die Unbekannten beim Lösen der Waggon-Bremsen beobachtet haben. Das Gleis, auf dem die Waggons abgestellt waren, befindet sich zwischen Schlehenweg und Ladebühner Straße, in der Nähe führt ein Wanderweg vorbei. Hinweise an die Kripo, Ruf 284-0.