Zum 106. gab’s eine Schultüte
Sie ist die älteste Wuppertalerin: Martha Dinger feierte am Freitag ihren Geburtstag.
Wuppertal. Zu ihrem Geburtstag überraschten ihre Verwandten und Freunde sie mit einer Schultüte. Zwar ist Martha Dinger dem Schulalter längst entwachsen, doch ihre Gäste erfreuten sich an einem Zahlenspiel: „Wenn wir die hundert einfach weglassen, ist sie doch im schulfähigen Alter.“ 106 Jahre alt wird die Jubilarin in diesem Jahr und ist damit die älteste Bewohnerin im Tal.
Dabei erfreut sich Martha Dinger bester Gesundheit und genießt jeden Tag. „Sie ist einfach immer positiv und hat sich ihren Humor bewahrt“, ist man sich einig. Im Fischertal wurde sie zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts geboren. Auch ihr Mann, den sie 1934 heiratete, war ein gebürtiger Wuppertaler. Seit 1976 ist sie schon Witwe. Dennoch:„ Meine Mutter lebt im Hier und Jetzt und trauert Vergangenem nicht nach,“ versichert Tochter Roswitha Dinger.
Die rüstige Jubilarin lebt noch allein in ihrer Wohnung und wird dabei von Hausmeisterin Renate Roßberger betreut. „Ohne sie würde das nicht gehen“, wissen Roswitha Dinger und ihr Bruder Hans-Jürgen. Zusammen mit der Enkelin Isabelle sind sie die einzigen noch lebenden Verwandten.
Die eine oder andere Tätigkeit in Haus erledigt Martha Dinger immer noch selber. „Wenn sie Lust hat, kocht sie für sich“, so die Tochter. Seit 1965 lebt diese in Genf und kommt einmal im Monat nach Wuppertal. Jedes Jahr im Mai holt sie ihre Mutter für vier Monate in die Schweiz. „Den Winter will sie in Wuppertal verbringen und nicht bleiben. Ich lebe ein wenig ländlich — und das ist ihr zu langweilig“, sagt Roswitha Dinger.
Wer die Mutter erlebt, glaubt das sofort. Sie plaudert angeregt mit ihren Gästen. Bei einem „Machen Sie es gut“ kontert sich gut gelaunt „Machen Sie es besser.“ Fast ihr ganzes Leben hat die Jubilarin in Wuppertal verbracht und sich dabei auch von katastrophalen Ereignissen nicht aus der Bahn werfen lassen. So wurde 1943 ihre Familie ausgebombt und nach Thüringen evakuiert. Seit 1953 wohnt sie nun in Barmen.
Doch auch in hohem Alter ist Martha Dinger noch reiselustig — trotz eines Oberschenkelhalsbruchs, den sie sich mit 101 Jahren zugezogen hatte. Seither ist sie mit einem Rollator unterwegs, und bei längeren Strecken wird sich ein Rollstuhl geliehen.
Auf große Fahrt ging es auch zum 105. Geburtstag — da hatte sich Martha Dinger eine Reise nach Paris gewünscht. Mit dem Zug ging es in die französische Hauptstadt — stolz präsentierte Dinger gestern ihren Gästen die Reisebilder. Und auch in diesem Jahr zieht es die Jubilarin in die Ferne — ins schweizerische Grindelwald.