Der schwarze Freitag bietet eine Chance

WSV und Friedhelm Runge im Visier der Fahnder

Der Wuppertaler SV und sein Ex-Präsident Friedhelm Runge sind in das Visier der Steuer- und Zollfahndung geraten. Es gilt die Unschuldsvermutung. Möglicherweise wird sich die anonyme Anzeige, die bei der Staatsanwaltschaft eingegangen ist, am Ende langwieriger Ermittlungen als üble Nachrede erweisen. Allerdings lässt das große Aufgebot und die konzertierte Aktion im Stadion am Zoo, im Haus des Ex-WSV-Präsidenten Friedhelm Runge und in dessen Firma Emka die Vermutung zu, dass die Fahnder nicht nur einem Einzelfall von Schwarzarbeit in einem Fußballverein auf der Spur gewesen sind, sondern beim WSV ein System der schwarzen Kassen vermuteten.

Von einem „System Runge“ hatten bisher nur die schärfsten Kritiker des langjährigen WSV-Präsidenten gesprochen, die zudem seit Jahren mehr Transparenz im Verein fordern. Wie Runge den Verein geführt hat, das weiß tatsächlich nur er. Einen kleinen Einblick dürften nun auch die Fahnder haben. Der Staat hat gestern mit Staatsgewalt — und die wird bei einer Hausdurchsuchung recht massiv ausgeübt — für Transparenz in Sachen Wuppertaler SV gesorgt.

Der Ausgang der Ermittlungen ist offen. Offen ist auch, ob der schwarze Freitag das Ende des Traditionsvereins WSV eingeläutet hat, oder ob sich im Gegenteil nun Chancen für einen Neuanfang eröffnen. Auf der einen Seite ist der Imageschaden enorm. Welcher Sponsor will schon in einen Verein einzahlen, der solche Besucher in seiner Geschäftsstelle hat? Und welcher gute Spieler will schon zu einem Verein wechseln, der nicht einmal weiß, wie es bis zum Ende der laufenden Saison weitergeht? Der Zerfallsprozess des WSV hat ein rasantes Tempo aufgenommen. Vielleicht wird nun mit Druck von außen endlich begonnen, den Verein aufzuräumen. Sonst geht es nur noch ohne Profikicker und ohne Geld. Doch selbst das wäre immer noch besser als ein Wuppertal ohne den WSV.