Zwangsweise ungerecht
Es gibt kaum eine Branche, die während der Pandemie keine Hilfesignale aussendet: die Gastronomie, die Kulturtreibenden, der Einzelhandel, das Hotelgewerbe, die Kinobetreiber, die Selbstständigen, die Friseure und viele mehr.
Jedes einzelne wirtschaftliche Schicksal in der Corona-Zeit ist auch immer ein persönliches. Tief verständlich ist da eine Forderung, die immer wieder auftauchte: „Wenn wir über Lockerungen reden, muss unsere Branche auf jeden Fall als erstes mit dabei sein.“ Den Friseuren ist dieser Wunsch nun erfüllt worden. Und natürlich wird das jetzt kritisch beäugt. Besonders von denen, die Anfang März weiter in diesem quälend langen Lockdown ausharren müssen. Ob man als erstes die Friseure öffnet, weil sie für viele Menschen einen besonderen emotionalen Wert haben, oder ob man lieber Einrichtungen wie etwa den Museen den Vorrang gegeben hätte, weil sie Hygienekonzepte am leichtesten umsetzen können - das alles lässt sich diskutieren. Klar ist aber: Es können gar nicht alle Branchen gleichzeitig von ihrem Leiden erlöst werden. Denn der Weg aus dem Lockdown geht nicht mit einem Schlag, sondern nur behutsam und der Reihe nach. Dieser Prozess wird ungerecht - aber notwendig - sein. Das macht es umso wichtiger, dass eine andere große Sorge aufgelöst wird, die man aus den notleidenden Branchen unisono hört: Die Hilfszahlungen fließen zu spät. Diese Ungerechtigkeit ist unnötig.