Al Pacino: Der ewige Mafioso wird 70
Porträt: Seit 40 Jahren ist Al Pacino im Filmgeschäft. Als Michael Corleone in „Der Pate“ wurde er weltberühmt.
Los Angeles. Mit seinen stechenden Augen, den buschigen Brauen und einer Ausstrahlung irgendwo zwischen einem manischen Psychopathen und einem selbstzerstörerischen Melancholiker war ihm die Rolle des "Paten" wie auf den Leib geschneidert.
Doch der Start in Hollywood war kein einfacher für "den kleinen Zwerg Pacino", wie der 1,68 Meter große Sprössling einer sizilianischen Einwanderer-Familie von den Produzenten des Mafia-Dramas "Der Pate" verspottet wurde. Zum Glück hatte Regisseur Francis Ford Coppola den richtigen Riecher und setzte sich durch: Er zog den damals unbekannten Theaterschauspieler Bewerbern wie Warren Beatty, Jack Nicholson oder Robert De Niro vor. Seine Rolle als Sohn des "Paten" Don Corleone machte Pacino weltberühmt.
Seit 40 Jahren ist er nun im Filmgeschäft. Längst ergraut und im Rentenalter, ist er gefragt wie noch nie. Morgen wird Hollywoods Vorzeige-Mafioso 70 Jahre alt.
Schon früh musste Pacino lernen, für seine Träume zu kämpfen. Der in ärmlichen Verhältnissen bei den Großeltern in der New Yorker Bronx aufgewachsene Junge begleitete seine Mutter schon als Fünfjähriger in die abendlichen Kinovorstellungen. Zu Hause erzählte er die Geschichten nach und hatte nur einen Wunsch: Schauspieler zu werden. Um Geld zu verdienen, verließ er die High School noch als Teenager.
Während seiner Schauspielausbildung war er öfter obdachlos und verfolgte seinen Wunschberuf trotz selbstdiagnostizierter pathologischer Schüchternheit. Von dem legendären Schauspiellehrer Lee Strasberg erlernte Pacino am Actors Studio wie zuvor schon Marlon Brando und James Dean das Handwerk des Method Acting. Auf der Leinwand fiel er erstmals 1970 als neurotischer Drogendealer in "Panik in Needle Park" auf.
Doch erst mit seinem Auftritt als Michael Corleone, für den er 1972 die erste von acht Oscar-Nominierungen erhielt, riss sich Hollywood um den Mann mit der sizilianischen Aura: Pacinos rasch steigender Marktwert lässt sich an seinen "Paten"-Gagen ablesen: Bekam er 1972 nur 35000 Dollar und zwei Jahre später schon 500000 (Der Pate II), waren es für den letzten Teil der Trilogie fünf Millionen. Aber das Geld war für den Charakterdarsteller offenbar nicht wirklich wichtig. Er leistete es sich, Filme wie "Apocalypse Now" und "Pretty Woman" abzulehnen. Pacino als Mafioso, Polizist oder Verbrecher - das schien ihm zu gefallen. In "Serpico" (1972) spielt er einen gebrochenen Cop, in "Hundstage" (1975) einen Geiselnehmer, in "Scarface" (1979) einen Gangster.
Dass er die Zuschauer auch leise zu fesseln vermag, bewies Pacino 1991 als einfühlsamer Ex-Häftling im Liebesdrama "Frankie und Johnny". Für die Rolle eines blinden Armee-Veteranen, der mit Hilfe eines Schülers in "Der Duft der Frauen" neuen Lebensmut schöpft, erhielt er 1993 endlich den bislang einzigen Oscar - eine Ehrung, die auch als späte Würdigung seiner brillanten Rollen in den 70er Jahren zu verstehen war.
Doch trotz seiner Kinoerfolge verweist der Shakespeare-Fan immer wieder auf seine große Liebe zum Theater. Mit "Looking for Richard" hatte sich der Schauspieler 1996 in eine Shakespeare-Studie vertieft und damit auch sein Regie-Debüt gegeben. Es wurde als Hommage an Shakespeare bewertet, die Einblicke in die Arbeit von Theaterregisseuren und Schauspielern gewährt.
Privat versteckt sich der ewige Junggeselle, was ihm den Spitznamen "männlicher Greta Garbo" einbrachte. Ein Sorgerechtsstreit mit seiner langjährigen Freundin Beverly D’Angelo um die 2001 geborenen Zwillinge Anton und Olivia brachte den dreifachen, nie verheirateten Vater dennoch in die Schlagzeilen, wie früher seine Liebesaffäre mit "Pate"-Co-Star Diane Keaton.