Amoklauf-Massaker in Holland
Amsterdam (dpa) - Ein Amokschütze hat in einem holländischen Einkaufszentrum mit einer Maschinenpistole sechs Menschen erschossen und sich dann selbst getötet. 17 weitere Menschen wurden verletzt, drei von ihnen lebensgefährlich.
Der 24-jährige Täter, Mitglied eines Schützenvereins, feuerte Samstagmittag mehr als zehn Minuten lang „mit enormer Kaltblütigkeit“ wahllos um sich, berichteten Zeugen. Schließlich schoss er sich mit einer anderen Waffe vor den Augen entsetzter Kinder und Eltern in den Kopf. Königin Beatrix und die Regierung bekundeten den Opfern ihr Beileid.
Unter den Toten sind aber entgegen früheren Angaben der betroffenen Gemeinde Alphen aan den Rijn keine Kinder. Allerdings handele es sich bei zwei der 17 Verletzten um Mädchen im Alter von sechs und acht Jahren, stellte Bürgermeister Bas Eenhoorn am Sonntag bei einer Pressekonferenz klar. Sie gehörten aber nicht zu den insgesamt sieben Schwerverletzten, von denen noch drei in Lebensgefahr schwebten.
Trotz intensiver Ermittlungen sei es nicht gelungen, Klarheit über die Motive des 24-jährigen Amokschützen zu erlangen, sagte die ermittelnde Staatsanwältin Kitty Nooy. Allem Anschein nach sei der Täter suizidgefährdet gewesen. In einem Abschiedsbrief an seine Mutter habe er auf „digitale Informationen“ verwiesen. Bei der Untersuchung seines Computers habe man dazu jedoch nur zwei Dateien mit stark spirituell gefärbten Texten ohne klare Hinweise auf die Mordtat gefunden.
Der Amokschütze, dessen Namen die Behörden mit Tristan van der Vlis angaben, tötete drei Frauen im Alter von 45, 68 und 91 Jahren sowie drei Männer im Alter von 42, 49 und 80 Jahren, die alle sechs in Alphen wohnten. Ermittler fanden bei Van der Vlis drei Waffen. Insgesamt verfügte er über fünf Waffen mit amtlicher Zulassung. Für die Maschinenpistole habe er auf keinen Fall einen Waffenschein besessen, da solche automatischen Waffen auch in den Niederlanden verboten seien.
Van der Vlis war der Polizei bereits vor Jahren aufgefallen. Er war 2003 als Jugendlicher wegen eines Verstoßes gegen das Waffen- und Munitionsgesetz aktenkundig geworden. Soweit man das zurückverfolgen konnte, sagte die Staatsanwältin, sei es damals um einen Vorfall mit einer illegalen Luftdruckpistole gegangen. Van der Vils habe sich damit wohl versehentlich ins Bein geschossen. Ganz genau sei der Vorgang aber nicht mehr recherchierbar gewesen.
Nach Angaben von Zeugen erschoss der mit einer militärischen Tarnjacke bekleidete Amokläufer bereits auf dem Parkplatz vor dem Einkaufszentrum einen Mann, der ihn auf seine Maschinenpistole angesprochen haben soll. Der Mörder sei danach „äußerlich völlig ruhig“ in das Gebäude gegangen und habe blindlings gefeuert, berichteten Zeugen. „Man hörte erst immer nur tack, tack, tack, schrecklich“, schilderte eine Frau. „Dann kamen mir blutende Menschen entgegen. Es gab eine Riesenpanik, Leute stürzten übereinander.“
Später sei in dem vor dem Einkaufszentrum geparkten Auto des Amokschützen, einem schwarzen Mercedes, ein Brief mit Hinweisen zu angeblich in drei Einkaufszentren deponiertem Bomben gefunden worden, berichtete Staatsanwältin Nooy. Die Polizei ließ die Gebäude sowie alle umliegenden Wohnungen evakuieren. Bei Durchsuchungen wurde jedoch kein Sprengstoff entdeckt. Die Anwohner konnten in der Nacht in ihre Häuser zurückkehren.
Das Drama in Alphen aan den Rijn habe ihr großen Kummer bereitet, ließ Königin Beatrix (73) erklären. Sie sei „sprachlos angesichts des enormen Leids, das so vielen Menschen zugefügt wurde“, sagte ein Hofsprecher. Die Monarchin wird am kommenden Dienstag in Berlin zu einem Staatsbesuch erwartet.