Angeklagter mit Tod bedroht
Am Dienstag beginnt der Prozess gegen einen 30-Jährigen aus Oldenburg. Die Sicherheitsmaßnahmen wurden verschärft.
Oldenburg. Das Verbrechen schockierte ganz Deutschland. Eine Familie ist am Ostersonntag auf der Rückfahrt von einem Urlaub an der Küste, als von einer Autobahnbrücke bei Oldenburg ein sechs Kilo schwerer Holzklotz durch die Windschutzscheibe des Autos kracht. Die 33-jährige Mutter hat keine Chance. Auf dem Beifahrersitz wird sie von dem Geschoss vor den Augen ihres Mannes und ihrer beiden kleinen Kinder erschlagen. Am Dienstag beginnt vor dem Landgericht Oldenburg der Indizienprozess.
Lange blieb die Ermittlungsarbeit zu der Attacke ohne Erfolg. Ein Phantombild mit schemenhaft gezeichneten Jugendlichen führte ins Leere. Gut acht Wochen nach dem Verbrechen gelingt den Fahndern dann doch der Durchbruch.
Sie nehmen einen 30-jährigen Drogensüchtigen aus Rastede bei Oldenburg fest, der zuvor als Zeuge ausgesagt hatte. Gegen den Mann liegen den Ermittlern eine Reihe von Indizien vor. "Soweit es bislang bekannt ist, gibt es keinen direkten Tatzeugen", sagt der Sprecher des Landgerichts, Mario von Häfen.
Der Vorwurf der Anklage: heimtückischer Mord mit gemeingefährlichen Mitteln. Zunächst gesteht der 30-Jährige die Tat bei der Polizei. Frust habe ihn dazu getrieben. Später widerruft er das Geständnis. Nach Angaben der Verteidiger wurde ihm erst nach der Vernehmung die Ersatzdroge Methadon gegeben. "Falsche Geständnisse und Widerrufe kommen nicht selten vor", sagt sein Anwalt Matthias Koch.
In der Familie des Opfers ist unterdessen so weit wie möglich der Alltag wieder eingekehrt. "Der Ehemann arbeitet längst wieder und die Kinder gehen auch wieder zur Schule. Sie werden aber nach wie vor psychologisch betreut", sagte der Schwager der Getöteten. Auch wenn die Familie ein großer Rückhalt für die Kleinen sei, "die nächsten Tage und Wochen werden auch für die Kinder schwer".
Wegen Morddrohungen gegen den mutmaßlichen Täter wird es in dem Prozess verschärfte Sicherheitsmaßnahmen geben. "Wir haben Briefe bekommen und auch Anrufe. Es gibt laufende Ermittlungen gegen Unbekannt", sagt Anwalt Matthias Koch.
Metalldetektoren, eine eigens geliehene durchsichtige Trennwand, zusätzliche Wachtmeister und Polizeihunde sollen nach Angaben des Gerichts die Sicherheit in einem der spektakulärsten Prozesse vor dem Landgericht Oldenburg in den vergangenen Jahren garantieren. 16 Verhandlungstage sind angesetzt - vorsichtshalber wurden aber bereits weitere Termine freigehalten.