Auch in Deutschland wächst die Sorge
Pandemie: Einige Ärzte melden Verdachtsfälle schon vor den Tests. Experten rechnen mit Ernstfall.
Berlin. In Deutschland wächst die Sorge vor einem Ausbruch der Schweinegrippe. Während Menschen in immer mehr Ländern der Welt mit dem Virus infiziert sind, steigt in der Bundesrepublik die Zahl der Verdachtsfälle. Wie viele das genau sind, ist allerdings zur Zeit nicht klar.
Am Morgen sprach der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Jörg Hacker, in Berlin gemeinsam mit dem Gesundheitsstaatssekretär Klaus Theo Schröder noch von drei Verdachtsfällen in Deutschland. Wenig später meldete sich Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) in München mit drei akuten und drei geklärten Fällen in seinem Bundesland zu Wort. In NRW wurde ein Sauerländer untersucht, der bereits vor Wochen aus Mexiko zurückkehrte. Einen weiteren Verdacht gab es in Recklinghausen und in Hamburg.
Immer mehr Menschen befürchten, sich auf einer Reise nach Mexiko mit dem Virus angesteckt zu haben. Rund 9000Deutsche halten sich im Schnitt in Mexiko auf - und nach ihrer Rückkehr wollen viele auf Nummer sicher gehen.
Längst nicht jeder Verdachtsfall, der gemeldet wird, ist ein Grund zur Sorge. Um ein Grippevirus genau zu bestimmen, sind mehrere Schritte erforderlich. Erst muss der Hausarzt klären, ob der Patient die laufende Nase tatsächlich einer Grippe oder eher einem grippalen Infekt zu verdanken hat. Grippe-Schnelltests ergeben danach innerhalb von 20Minuten, ob es sich um den Influenzatyp A oder B handelt. Der Schweinegrippe-Erreger zählt zum Typ A. Manche Ärzte melden Verdachtsfälle wohl schon vor dem Schnelltest ans Gesundheitsamt. Das trägt zur raschen Abfolge der Warnungen und Entwarnungen bei.
Fällt der Schnelltest positiv aus, wird ein Fachlabor beauftragt, die Virusart genauer zu bestimmen. Handelt es sich um eine Form von H1N1, erhärtet sich der Verdacht auf den Schweinegrippe-Erreger weiter. Endgültige Gewissheit bringt aber erst ein Test am Nationalen Referenzzentrum für Influenza in Berlin.
Für die Experten ist es wahrscheinlich, dass aus einem Verdachtsfall in Deutschland bald der erste Ernstfall wird. RKI-Chef Hacker sagt, im Grunde müsse man dies erwarten.