Schmiergeld-Affäre: Razzia bei der britischen Armee in NRW
Korruption: Durch Scheingeschäfte von zivilen Mitarbeitern der Streitkräfte mit deutschen Firmen soll ein Millionenschaden entstanden sein.
Mönchengladbach. Die Queen wird "not amused" sein: Mehr als 200 deutsche Polizisten, Staatsanwälte und Steuerfahnder durchsuchten am 28.4.09 ab 9.30 Uhr Standorte der britischen Streitkräfte in Mönchengladbach, Elmpt, Krefeld, Paderborn und Herford, außerdem Wohnungen und Büros deutscher Firmen unter anderem in Heinsberg, Viersen, Kleve, Aachen sowie im Rhein-Erft-Kreis.
Der Grund: Zivile Mitarbeiter der britischen Rheinarmee und deutsche Firmen sollen durch Bestechung und fingierte Scheingeschäfte dem Königreich Großbritannien Schäden in Millionenhöhe zugefügt haben.
"Wir ermitteln gegen die Abteilungen, die für die deutschen Standorte der britischen Streitkräfte in NRW Aufträge zur Gebäudeinstandsetzung und Beschaffung ziviler Güter erteilt haben", sagte ein Sprecher der federführenden Staatsanwaltschaft Wuppertal.
Mitarbeiter dieser Abteilungen sollen von Verantwortlichen deutscher Firmen - unter anderem in Mönchengladbach und im Kreis Viersen - Bestechungsgelder erhalten haben, um diese Firmen wiederum bei der Vergabe von Aufträgen zu bevorzugen.
Teilweise sollen die deutschen Firmen den Briten Waren und Leistungen in Rechnung gestellt haben, die aber nie geliefert oder erbracht worden waren. Der so entstandene "Gewinn" soll dann für weitere Bestechungsgelder und zur persönlichen Bereicherung verwendet worden sein.
Bereits im vergangenen Sommer hatte die Polizei Mönchengladbach erste Hinweise auf das Korruptionsgeflecht erhalten, daraufhin die zunächst 20-köpfige "Ermittlungskommission 64" gegründet.
Gemeinsam mit den Schwerpunktabteilungen Korruption der Staatsanwaltschaften Wuppertal und Bielefeld ermittelten die Fahnder zunächst verdeckt. Am Dienstag schlugen sie dann offiziell zu: Groß-Razzia in landesweit insgesamt 64 Objekten.
"In einer Vielzahl von Objekten wurden Beweismittel sichergestellt. An einem Einsatzort wurde eine Lkw-Ladung mit mehreren hundert Kartons Aktenmaterial sichergestellt", bilanzierte ein Sprecher der Mönchengladbacher Polizei am Abend.
Auch waren mehrere Beteiligte - britische und deutsche Staatsangehörige - vernommen worden, hatten bei den Vernehmungen teilweise die Vorwürfe zugegeben.
Bei den Durchsuchungen wurden nach Worten eines Staatsanwaltes auch "Möglichkeiten der Vermögensabschöpfung und Rückgewinnungshilfe" wahrgenommen: Die Ermittler stellten ein Harley-Davidson-Motorrad sicher, pfändeten Konten von Tatverdächtigen und sicherten Werte in Form von Grundstückshypotheken - Gesamtwert mehrere 100 000 Euro.
Darüber hinaus fanden die Beamten in der Wohnung eines Beschuldigten eine scharfe Schusswaffe nebst Munition sowie eine Armbanduhr der Edel-Marke Ebel, die aus einem Einbruch in Düren stammt.
"Wir stehen mit den Ermittlungen erst am Anfang", sagte ein Wuppertaler Staatsanwalt am Abend. Die Auswertung der sichergestellten Beweismittel habe "gerade erst begonnen und wird noch eine geraume Zeit in Anspruch nehmen."
Einzelheiten zu den Durchsuchungen und zum aktuellen Stand der Ermittlungen wollen Polizei und Staatsanwaltschaft am 29.4.09 bei einer Pressekonferenz bekannt geben.