Bahn testet 1000 Meter langen Container-Zug
Super-Zug wiegt so viel wie sechs Jumbos und transportiert 116 Container. Auch der Bremsweg ist superlang.
Oberhausen. Die Deutsche Bahn hat erstmals 1000 Meter lange Güterzüge auf die Reise geschickt. Gezogen von einer E-Lok der Baureihe 189 mit 6400 Kilowatt Leistung (= 8701,5 PS) fuhren die jeweils 58Container-Waggons am Wochenende probeweise auf der Strecke von Oberhausen nach Rotterdam.
Dabei wurde in den Niederlanden die 160 Kilometer lange Betuwe-Route genutzt, die bereits für den reinen Güterzug-Betrieb ausgelegt ist. Dort erreichten die Züge nach Angaben eines Bahnsprechers eine Spitzengeschwindigkeit von 90 Kilometern pro Stunde.
Zum Vergleich: Ein Spaziergänger benötigt etwa zwölf Minuten, um von einem Ende des 1000-MeterZuges bis zum anderen zu wandern, und wenn der Super-Zug mit Höchstgeschwindigkeit an einem Beobachter vorbeidonnert, dauert das etwa 40 Sekunden.
Der Zug, der bis zu 116 TEU-Container (=Twenty feet Equivalent Unit; genormte Container mit einer Länge von 20Fuß) transportiert, bringt ein Gesamtgewicht von 2400 Tonnen auf die Schienen - so viel wie sechs vollbeladene Jumbo-Jets. Für die Strecke von Oberhausen, wo der Super-Zug aus zwei Zügen zusammengestellt wurde, bis nach Rotterdam benötigte der Zug eine Fahrzeit von zwei Stunden und 36 Minuten.
Ziel der Erprobungen ist es nach Angaben eines Bahnsprechers, praktische Erkenntnisse aus dem Betrieb von langen Güterzügen zu gewinnen. Der Betrieb der Bahn ist derzeit nämlich noch auf eine maximale Zuglänge von 750 Metern ausgelegt.
Vorteil der längeren Züge: In kürzerer Zeit können mehr Güter transportiert werden. Derzeitiger Nachteil: Notwendige Überholgleise und auch die Rangierbahnhöfe müssen ausgebaut werden. Vor allem aber müssen die bestehenden Signalanlagen neu positioniert werden: Wenn der Super-Zug in voller Fahrt ein "Halten"-Vorsignal passiert, kommt er nämlich wegen seines extrem langen Bremsweges von deutlich mehr als einem Kilometer erst hinter dem Hauptsignal zum Stehen...