Belgien: Die Königstochter schlägt zurück

Enthüllungsbuch: Die belgische Künstlerin Delphine Boël behauptet, Tochter von König Albert II. zu sein. Der dementiert.

Brüssel. Bisher hat die belgische Künstlerin Delphine Boël (40) vor allem mit ironisch-provokativen Froschkönig-Skulpturen von sich reden gemacht. Dass hinter den Figuren auch ein privates Schicksal steckt, dürften viele ihrer Landsleute erst jetzt verstehen. Denn Boël ist eine Königstochter. Sagt sie. Schreibt sie. Laut ihrer Autobiografie "Die durchschnittene Nabelschnur" ist sie die uneheliche Tochter des Königs Albert II. von Belgien. Das Buch erscheint morgen, sorgt aber schon jetzt für sehr viel Wirbel im Nachbarland. Zumal seine Majestät die Vaterschaft vehement bestreitet.

"Die durchschnittene Nabelschnur" ist eine Abrechnung mit dem 73-jährigen Monarchen und dem belgischen Hof. Erst sehr spät, mit 18 Jahren, erfuhr die 1968 in Brüssel geborene Boël, dass sie die Tochter des damaligen "Prinzen von Belgien" sei. Als Delphine ein kleines Mädchen war, nannte sie den geheimnisvollen Geliebten ihrer Mutter liebevoll "Papillon" (Schmetterling). Denn kurz nach ihrer Geburt hatte sich ihre Mutter, die Baronin Sybille de Selys Longchamps, von ihrem Mann, dem steinreichen Stahlmagnaten Jacques Boël, getrennt. Da war die Liaison mit Prinz Albert, einem sorglosen Motorradfan und Frauenheld, bereits zwei Jahre alt.

So wuchs Klein-Delphine mit regelmäßigen Besuchen des geheimnisvollen "Schmetterlings" bei Mutter und Tochter auf, auch gab es öfters Geschenke aus dem Palast, versehen mit zärtlichen Widmungen.

"Albert kam regelmäßig in unser Haus", schreibt Boël in ihrer Biografie, "im Oktober 1969 wollte er sich sogar scheiden lassen." Doch 1982 hörten die Besuche auf, 1984 dann brach Albert den Kontakt vollends ab.

1986, als Delphine von ihrer Mutter die Wahrheit erfuhr, habe der Prinz nichts mehr von ihr wissen wollen. Als es ihrer Mutter einmal gesundheitlich schlecht ging, schreibt Delphine, habe sie allen Mut zusammengenommen und im Palast angerufen. Doch der König soll sie nur angefaucht haben: "Ich will nichts mehr von dir hören, du bist nicht meine Tochter!"

Gerüchte über Affären des Königs hatte es in Belgien immer gegeben. Doch erst 1999 wurde der Seitensprung des Staatsoberhauptes enthüllt. Und Albert blieb stur. In einer Ansprache deutete er zwar eine lang vergangene Ehekrise an, verlor aber kein Sterbenswort über Delphine. Seinem Image schadete das sehr; heute gilt er als gefühlsarm und kalt, das genaue Gegenteil seines beliebten Bruders und Vorgängers.

Der König Albert II. (Foto) ist der jüngere Sohn seines Vorvorgängers Leopold III. Da diesem zunächst sein Bruder Baudouin auf den Thron folgte, leistete sich der junge Albert ein ausschweifendes Leben. Seit 1959 ist er mit der italienischen Prinzessin Paola verheiratet. Zum Zeitpunkt der angeblichen Affäre mit Delphines Mutter waren seine drei ehelichen Kinder bereits geboren. 1993 folgte Albert seinem kinderlosen Bruder Baudouin auf den Thron.