Tine Wittler: Mollig und chic – so geht’s
Buch: Tine Wittler, die TV-Wohnexpertin mit Kleidergröße 52, hat einen Ratgeber für „pralle Prinzessinnen“ geschrieben.
Hamburg/Düsseldorf. Es wird Frühling, Frauen allerorten knien sich in den Kampf gegen die Überbleibsel des Winterspecks - und was macht Tine Wittler? Die RTL-Wohnexpertin bringt ein Buch mit Styling-Tipps für XXL-Frauen heraus. "Pralle Prinzessinnen" heißt der bunte, freche und schonungslos ehrliche Ratgeber für alle Mädels, die beim Klamottenkaufen ständig als Problemfall behandelt werden. Geschrieben von einer Frau, die selbst Konfektionsgröße 52 trägt und es glänzend verstanden hat, ihren Makel zum Markenzeichen zu machen.
Tine Wittler verkörpert das pralle Leben - in kaum übersehbaren bunten Roben und wild gemusterten Tuniken. "Man kann nichts verstecken, erst recht nicht ab einer gewissen Konfektionsgröße. Man fällt sowieso auf", weiß die 35-Jährige. Bloß nicht in zeltförmige Klamotten steigen, rät sie starken Frauen, lieber figurbetonte, bunte und leichte Stoffe wählen und die schmalste Stelle am Körper betonen.
Eigentlich hat Tine Wittler einen Ratgeber für die Mehrheit der deutschen Frauen geschrieben. Laut jüngster Verzehrstudie sind 51 Prozent übergewichtig - tragen also mehr als Kleidergröße 42. Doch Mode wird meist an diesen Frauen vorbei gemacht. "Mode und große Größen - das passt vom Image her nicht zusammen", sagt die Fachjournalistin Christel Wickerath.
Alles für die Mehrheit der deutschen Frauen jenseits von Größe 42 heißt dagegen im Fachjargon "Anschlussgröße", erklärt die Düsseldorfer Modemacherin Cornelia Millack, die mit ihrer "Venus"-Kollektion auch trendige Mode für diesen Bereich entwirft - in dem Frau zwar noch nicht als dick, aber auch schon nicht mehr als richtig schlank gilt. Im Zentrum der Modebranche stehe immer noch das Idealmaß 90-60-90, so Millack.
Daran verzweifeln viele Frauen in Tine Wittlers Größenklasse beim Kleiderkauf. Die Moderatorin weiß um den schwierigen Umgang mit dem eigenen Äußeren. Sie erzählt vom Schock, als sie sich bei den ersten Drehs für "Einsatz in vier Wänden" selbst auf dem Monitor sah. Das sei wie "ein Schlag mit einer Baseballkeule" gewesen. Dann bekam sie 2004 den Fernsehpreis und fand kein Kleid für die Verleihung.
Eine Erfahrung, die viele Frauen teilen - bestätigt Doris Megger, XXL-Designerin aus Düsseldorf: "Viele Frauen sagen zu mir: ,Ich will etwas, das wie Mode aussieht - und nicht wie ein Sack.’ Aber gerade für junge Frauen gibt es in normalen Kaufhäusern kaum etwas." H&M war da mit seiner Big-is-Beautiful-Abteilung fast schon ein Trendsetter - doch hängt die große Kollektion meist verschämt in der hintersten Ecke.
Doris Megger mit ihrer "Curves & Co."-Boutique oder Cornelia Millack in ihrem gleichnamigen Geschäft setzen dagegen mehr auf den Wohlfühlfaktor mit großzügigen Geschäftsräumen und persönlicher Beratung. "Jede Figur hat ihre Schokoladenseite, auch Größe 54", sagt Megger. Nur schaffe es Kleidung von der Stange meist nicht, diese zu betonen. Cornelia Millack: "Je größer die Größe, desto aufwändiger ist es, individuell die richtige Passform zu finden."
DIE Typen Starke Frauen lassen sich grob in vier Typen klassifizieren: A-Typ (schmale Schultern, breite Hüften), Y-Typ (viel Oberweite, schmaler Unterbau, schöne Beine), X-Typ (oben und unten rund, aber schmale Taille). Nicht im Bild zu sehen: der überall runde O-Typ. Je nach Typ muss die Kleidung unabhängig von der Konfektionsgröße ganz unterschiedliche Passformen haben, um die jeweilige Schokoladenseite zu betonen.
Der Ratgeber Tine Wittler: Pralle Prinzessinnen. Styling für starke Frauen, Eichborn Verlag 2008, 144Seiten, 14,95 Euro.