Bergsteiger bleibt im Eis zurück

Rettungstrupp im Himalaja überlässt Verunglückten wegen heftiger Schneefälle seinem Schicksal.

Madrid. Eine Rettungsaktion für einen im Himalaya auf rund 6200 Metern Höhe verunglückten spanischen Bergsteiger ist abgebrochen worden. Schlechtes Wetter habe die Bergung des 33-Jährigen Oscar Pérez unmöglich gemacht, sagte der Leiter der Expedition, Sebastián Alvaro, nach spanischen Medienberichten. "Wir haben die Schlacht verloren. Wir haben alles getan, was möglich war." Man müsse Pérez seinem Schicksal überlassen.

Der spanische Bergsteiger war vor zehn Tagen am 7108 Meter hohen Latok II im Karakorum-Massiv an der äußerst schwer zu besteigenden Nordwand schwer gestürzt. Er hatte sich ein Bein gebrochen und konnte einen Arm nicht mehr bewegen. Sein Kletterpartner Alvaro Novellón versuchte, ihm zu helfen, stellte aber bald fest, dass er allein Pérez nicht vom Berg herunterbekommen würde.

Er ließ ihm alle Nahrungsmittel da, die sie dabei hatten, dazu einen Schlafsack und einen Gaskocher, damit er Trinkwasser aufbereiten konnte. Pérez musste damit auf einem kleinen Felsvorsprung in einer fast vertikalen Wand ausharren. Dann setzte Novéllon den Abstieg allein fort, um Hilfe zu holen. Eineinhalb Tage später erreichte er das Basiscamp und alarmierte seinen Heimatclub in Spanien.

Eine Gruppe von sechs spanischen Alpinisten flog daraufhin nach Pakistan, um mit Bergsteigern aus den USA und 16 örtlichen Trägern ihren Landsmann zu retten. Das 26-köpfige internationales Team war am Freitag vom Basiscamp in 4400 Meter Höhe aufgebrochen.

Schon zu diesem Zeitpunkt wusste niemand, ob Pérez noch lebte. Weil er kein Zelt hatte, musste er seit sechs Tagen allein im Schlafsack der Kälte trotzen. Es gab auch keine Möglichkeit, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Doch die Helfer wollten die Hoffnung zu diesem Zeitpunkt nicht aufgeben und starteten einen Wettlauf gegen die Zeit.

Helikopter der pakistanischen Armee unterstützten die Rettungsaktion. Sie konnten zwar nicht direkt zur Unfallstelle fliegen, stiegen aber auf mehr als 6000 Meter auf, um dem Spanier zu signalisieren, dass Hilfe unterwegs war. Nach Angaben der Kletter-Webseite "K2climb.net" wollten die Retter mehr als 2400 Meter Seile verlegen, um zur Unglücksstelle vorzudringen.

Knapp die Hälfte davon haben sie geschafft. Danach wurden die Schneefälle so stark, dass es für die Retter immer gefährlicher wurde. Alle Beteiligten hätten nach Angaben von Expeditionsteilnehmern daher einstimmig beschlossen, die Aktion abzubrechen.

"Es war praktisch ausgeschlossen, Pérez noch lebend vorzufinden", sagte Expeditionsleiter Alvaro. Es sei nicht zu verantworten gewesen, zehn Tage nach dem Unfall das Leben weiterer Bergsteiger aufs Spiel zu setzen. Ihre Gedanken seien bei Oscars Familie. Sein Freund Simón Elías sagte: "Oscar bleibt in den Bergen, die er so geliebt hat."