Bergsteiger: „Es geht uns gut“
Nanga Parbat: Ein Hubschrauber flog Walter Nones und Simon Kehrer ins Basislager zurück.
Islamabad/Bergamo. Nach tagelangem Bangen sind die am Nanga Parbat festsitzenden italienischen Bergsteiger gerettet. Ein Hubschrauber nahm Walter Nones (36) und Simon Kehrer (29) auf einer Höhe von 5700 Metern an Bord und brachte sie ins Basislager, wie die Rettungskoordinatoren gestern im italienischen Bergamo mitteilten.
"Es geht uns gut, es geht uns gut", sagte Nones nach italienischen Medienberichten. "Gestern hat es noch eine kleine Lawine gegeben, aber heute sind wir gut runtergekommen." Auf die Aufforderung des italienischen Rettungsleiters Agostino Da Polenza, "nun sofort daheim anzurufen", antwortete Nones mit der Frage: "Was, ich muss zu Hause anrufen?" Während das Rettungsteam mit einem Freudengeheul das Ende des Bergdramas feierte, ermahnte der Leiter scherzhaft den Geretteten: "Willst Du damit vielleicht bis morgen warten?"
Die beiden Bergsteiger saßen seit dem 16. Juli an dem 8125 Meter hohen Berg im Himalaya fest. Ihr Expeditionsleiter Karl Unterkircher war zuvor auf 7000Metern Höhe in eine Gletscherspalte gestürzt. Seine Kameraden mussten ihn zurücklassen. Die Leiche des 37-Jährigen konnte nicht geborgen werden.
Zwei Tage vor dem Unglück hatte Unterkircher vom Basislager aus in seinem Online-Tagebuch über "Angst und Kopfzerbrechen" geschrieben. "In meinem Verantwortungsbewusstsein empfinde ich so etwas wie Furcht, ich denke oft an zu Hause, an meine Lieben. Das Beste, um sicher zu gehen und Unvorhergesehenes zu verhindern, wäre natürlich, von diesem Projekt auszusteigen." Doch der Familienvater und seine Begleiter entschieden sich anders. Trotz der Bedenken wagten sie die Erstbesteigung der Rakhiot-Wand - "diese verwunschene, zerklüftete Eiswand mit den vielen Gletscherspalten", wie Unterkircher sie nannte.
Wegen des schlechten Wetters waren in den vergangenen Tagen alle Versuche gescheitert, die beiden überlebenden Bergsteiger aus den eisigen Höhen zu retten. Am Samstag entdeckte sie ein Hubschrauber und ließ ein Satellitentelefon zu ihnen hinab. Damit kommunizierten die Männer seitdem mit den italienischen und pakistanischen Rettungskräften. Seit zwei Tagen war es ihnen jedoch nicht möglich weiter abzusteigen; bei bitterer Kälte mussten sie mehrere Nächte auf großer Höhe im Zelt verbringen. Gestern nutzten die Italiener dann eine Aufheiterung, um mit Skiern von 6600 auf 5700 Meter abzusteigen, wo ein Hubschrauber sie aufnehmen konnte.