Bericht: Dem Wald geht es besser

Natur: Die Bäume in NRW sind gesünder als vor zehn Jahren. Das Land ließ nach Kyrill 25 Millionen Bäume pflanzen.

Düsseldorf. Die hässlichen Schneisen, die der Jahrhundertsturm Kyrill gerissen hat, wachsen langsam wieder zu. Die Bäume gerade in den Laubwäldern haben sich vom Sturm recht gut erholt und trotzen auch den Klimakapriolen: Dem nordrhein-westfälischen Wald geht es besser als jemals zuvor in den vergangenen zehn Jahren, der Patient ist auf dem Weg der Genesung. Das geht aus dem seit einiger Zeit so genannten Waldzustandsbericht (früher Waldschadensbericht) hervor, den NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) gestern vorgestellt hat.

Noch vor wenigen Jahren waren die Zahlen alarmierend: Im Jahr 2000 etwa galten rund 30Prozent aller Bäume landesweit als stark bis sehr stark geschädigt. Dieser Wert ist nun gesunken, gleichzeitig die Zahl der als gesund geltenden Bäume auf 38 Prozent gestiegen. "Das ist eine gute Entwicklung, die wir weiter verfestigen wollen", sagte Uhlenberg.

Für den guten Trend gibt es eine Reihe von Gründen. Der langfristige und nachhaltigste: Die Zeit des sauren Regens ist vorbei. In den 80er Jahren wurden die Böden durch den Niederschlag extrem übersäuert, ein für die Pflanzen oftmals tödlicher Mix lagerte sich ein. Diese schlimmen Zeiten sind nun vorbei, die Luft ist durch die Filteranlagen an den Kraftwerken und die Katalysatoren in den Autos spürbar besser geworden. Zudem halfen die Kalk-Aktionen per Hubschrauber und Flugzeug.

Die Folgen dieser Zeit der rußenden Schlote erreichten erst mit Verzögerung ihren Höhepunkt: Im Jahr 2000 war die Lage tatsächlich fatal, der Kollaps der Wälder drohte. Noch Mitte der 80er Jahre - damals machte das deutsche Wort "Waldsterben" gerade international Karriere - war nur jeder zehnte Baum ernsthaft erkrankt.

Nun aber geht es der deutschen Eiche wieder deutlich besser, Fichte und Kiefer ebenso. So gelten bereits 45 Prozent aller Fichten als kerngesund, im vergangenen Jahren waren es nur 36 Prozent. Bei der Eiche ist jeder vierte Baum ganz ohne Schäden, im Jahr zuvor waren es nur 19Prozent gewesen.

Sorgen machen den Förstern hingegen vor allem die Buchen. Ihr Zustand hat sich verschlechtert - jeder dritte Baum ist akut gefährdet. Die in diesem Jahr besonders starke Blüte habe die Bäume viel Kraft gekostet, sagen die Forstexperten.

Der Sturm Kyrill hatte im Winter 2007 rund 25 Millionen Bäume in NRW umgemäht. "Wir haben die gleiche Zahl wieder aufgeforstet", sagte Minister Uhlenberg. Dabei hat das Land vor allem auf Laubbäume gesetzt, die bei Stürmen robuster sind. "Aber wir pflanzen auch Küstentannen und Douglasien an, weil die dem Klimawandel trotzen."

Ob diese Aktionen Erfolg haben, müssen künftige Waldzustandsberichte erweisen. Für den aktuellen sind landesweit Förster ausgeschwärmt und haben insgesamt 9500 Baumkronen zwischen Weser und Rur inspiziert. Eine Menge Arbeit. Schließlich kann Nordrhein-Westfalen mit einem Waldanteil von 27Prozent durchaus als grün gelten. In der Holzindustrie werden jährlich 40Milliarden Euro umgesetzt.