Bernard Kouchner: Der große Auftritt

Bernard Kouchner, neuer Außenminister in Paris, bestätigt aufs Schönste das Vorurteil, dass in der französischen Politik die große Geste alles, der Inhalt aber nichts bedeute. Seine Kriegsdrohungen gegen Iran lösten betretenes Schweigen in Berlin, Ablehnung in Rom und Moskau und Spott in Teheran aus. Am Tag danach ruderte Kouchner zwar wortgewaltig zurück, aber es dürfte nicht der letzte Paukenschlag des medienbewussten 69-jährigen Arztes gewesen sein.

Düsseldorf. Seine Karriere begann er als Kommunist, später wurde er Sozialist, er zählte zu den Gründern von "Ärzte ohne Grenzen", was er auch bei jeder Gelegenheit betont. Was aber wiederum die Organisation dazu zwang, nach Kouchners Ernennung auf ihrer offiziellen Website darauf hinzuweisen, dass "Ärzte ohne Grenzen" sich wegen Kouchners schon notorischer Befürwortung von Militäreinsätzen - so beim Nato-Krieg gegen Jugoslawien oder beim Irakkrieg - vor Jahren von ihm getrennt hatte. In Frankreich selbst nimmt man die Auftritte des Außenministers gelassener zur Kenntnis als im aufgeregten Rest der Welt: "Er hat bewiesen, dass es ihn gibt", meinte lapidar nach Kouchners Kriegsdrohung gestern ein Pariser Blatt.