Bonusmeilen im Lebenslauf

Chinas Piloten gelten als erfahren, souverän und bestens ausgebildet. Aber nicht jeder hat so viele Flugstuden, wie er behauptet.

Peking. Mehr als 200 Piloten sind in China aufgeflogen, weil sie größere Flugerfahrung vorgetäuscht haben, als sie eigentlich hatten. In ihren Lebensläufen hätten die Piloten die Zahl ihrer Flugstunden oder ihre Erfahrungen mit größeren Maschinen gefälscht, um von Airlines angeheuert zu werden, berichteten chinesische Medien. Solche Manipulationen kämen wegen des Pilotenmangels in Chinas boomender Luftfahrtindustrie häufiger vor. Fluggesellschaften schauten nicht so genau hin, weil sie Piloten bräuchten.

Nach der Bruchlandung mit 42 Toten vor wenigen Wochen in Yichun im Nordosten hätten die Luftfahrtbehörden eine landesweite Überprüfung der Qualifikationen von Piloten und Technikern eingeleitet. Der Pilot, der die Landebahn um 1.200 Meter verpasst hatte, habe einen "ganz einfachen Fehler" begangen, berichtete die Wirtschaftszeitung "Diyi Caijing". Der 40-Jährige habe früher Abfangjäger geflogen und sei vor sieben Jahren Pilot für zivile Luftfahrt geworden. Nach dem Unglück waren seine Flugkünste angezweifelt worden.

Die Erkenntnisse über die Vortäuschung von Flugerfahrungen stützen sich auf Untersuchungen von 2008 bis 2009, wurden aber erst jetzt bekannt. Die Hälfte der Piloten, die wegen ihrer Kunstgriffe im Lebenslauf bestraft worden sind, stand in Diensten der Shenzhen Airlines, der Mutter von Henan Airlines, der die Unglücksmaschine gehörte. "Es kommt nicht selten vor, dass Piloten ihre Lebensläufe manipulieren", zitierte die Nachrichtenagentur Xinhua Experten.

Gerade Piloten, die häufig die Airline gewechselt hätten, oder ehemalige Militärpiloten, die eher kleinere Luftwaffenmaschinen geflogen hätten, fälschten ihre Biografie, hieß es in den Berichten. Wegen des großen Bedarfs in dem am schnellsten wachsenden Luftverkehrsmarkt der Welt heuerten Fluggesellschaften jeden an, den sie hinter die Steuerknüppel bekommen könnten - egal ob Absolventen von Pilotenschulen oder Veteranen, berichteten Kenner.

Einige Flugschulen unterstützten ihre Schüler noch bei der Fälschung ihrer Lebensläufe, wurde berichtet. Ein Pilot der Shenzhen Airlines wurde in den Staatsmedien zitiert, dass Schüler ihre Flugstunden selbst aufschreiben und nur abzeichnen lassen. Scharfe Kritik an der laschen Praxis übte die "China Daily": "Expansion ohne Sicherheitsgarantien sind nicht nur tödlich für Passagiere, sondern auch für Flugzeugführer. Unqualifizierte Piloten müssen daran gehindert werden zu fliegen."