Die Bombardierung Dresdens und die schwierige Versöhnung

Die Briten wollen die Piloten ehren, die 1945 die Stadt zerstörten. Das stößt auf Widerstand an der Elbe.

Dresden. Das war kein einfacher Termin für Helma Orosz. Die Dresdner Oberbürgermeisterin war in die britische Hauptstadt gereist, um dort mit ihren Kollegen aus London und Coventry eine Ausstellung über die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg zu eröffnen. Doch die Debatte über ein geplantes Denkmal für "Bomber Command” überschattete alles.

Das britische Luftwaffenkommando hatte die Flächenbombardements auf deutsche Städte durchgeführt und im Februar 1945 die Dresdner Innenstadt in Schutt und Asche gelegt.

"Sagen Sie Nein zum Bomberdenkmal!”, war sie vor Abflug von einer Boulevardzeitung gedrängt worden. Den Ball nahm die britische Massenpresse umgehend auf. Sie ereiferte sich darüber, dass die Deutschen ihnen jetzt vorschreiben wollten, wen sie ehren dürfen und wen nicht. "Bomber Command” ist die einzige Waffengattung im britischen Kampf gegen Nazideutschland, die bisher noch kein Denkmal erhalten hat. Dies soll im nächsten Jahr geschehen.

Dabei ist die Ausstellung "Under Attack" (Unter Beschuss) ein Musterbeispiel praktischer Versöhnung. Das Londoner Transport Museum hat eine Schau auf die Beine gestellt, die bewusst Schuld- und Sühnedebatten ausklammert, um die alltägliche Erfahrung des Luftkriegs in den drei Städten zu dokumentieren.

In seiner Ansprache pries Museumsleiter Sam Mullins die "aufregende und intelligente Partnerschaft dreier Städte". Der Lord Mayor von Coventry, Brian Kelsey, erinnerte sich daran, wie er selbst als Achtjähriger den Angriff der deutschen Bomberpiloten auf seine Heimatstadt erlebte.

Und Oberbürgermeisterin Orosz war sich der Sensibilität des Themas bewusst. Als sie ausrief: "Ist es nicht ein wunderbares Symbol der Versöhnung, dass wir heute gemeinsam diese Ausstellung eröffnen?", bekam sie spontanen Applaus von den Gästen.

Was denkt Orosz über das Projekt? "Ich finde es befremdlich, dass nach all diesen Jahren jetzt ein Denkmal errichtet werden soll. Ich halte diesen Schritt für rückwärtsgewandt." Sie wolle das Thema mit ihren Bürgermeisterkollegen bereden und ihnen die Bedenken der Menschen in Dresden mitteilen.