Claudia Roth: Eine der großen Plagen der Politik
Eine durch und durch ungerechte Polemik gegen eine Frau, der auf andere Art nie und nimmer angemessen beizukommen ist.
Okay, wir haben es herausgefordert, jetzt muss der Fall auch erledigt werden. Unsere Leser wollten es so. Zu unserer eigenen nicht geringen Überraschung, zugegeben, hat Claudia Roth es tatsächlich geschafft: In unserer Umfrage zu den nervigsten Deutschen belegte die Grünen-Chefin Rang zwei, mit exakt 17,3 Prozent, noch vor dem Quadrat-stiesel Dieter Bohlen. Und das - immerhin und wie man es auch wendet - ist schon eine Leistung.
Claudia Roth also. Das erste Mal begegnet bin ich ihr auf einem Grünen-Parteitag in Thüringen oder Sachsen-Anhalt in den 90ern. Sie ist die Riesennummer, die Hauptrednerin des Tages, die große Politik in der kleinen ostdeutschen Diaspora.
Dabei ist nicht alles falsch, was Claudia Roth sagt, vieles sogar ganz entschieden richtig. Das Problem ist die Art, in der sie sich inszeniert, das Unangemessene ihrer Auftritte. Die stets aufgesetzte Fröhlichkeit bei Schickeria-Events wie Bayreuth oder beim Promi-Boxen auf dem Oktoberfest lassen dann auch wohlmeinende Biografen vermuten, ihr Interesse gelte weniger politischen Inhalten, sondern eher merkwürdiger Kleidung und freien Sitzen, die sie noch einnehmen könnte.
Heute ist Claudia Roth eine Heimsuchung im Wortsinn, wann immer sie auf der Mattscheibe erscheint. Und dieses Unglück ereilt uns derzeit fast täglich. Ein schlagendes Argument gegen die Frauenquote übrigens. Ihre nicht zu bremsende Allgegenwart könnte auf Dauer, wenn ihr niemand Einhalt gebietet, sogar die ganze Emanzipation um ihren guten Ruf bringen.
Vita: Geboren am 15. Mai 1955 in Ulm. 1974 Abitur, danach zwei Semester Studium der Theaterwissenschaften.
Politik: 1971 bis 1990 Mitglied bei den Jungdemokraten, bis 1982 die offizielle Jugendorganisation der FDP. 1985 Pressesprecherin der Grünen, seit 1987 Mitglied der Grünen. Seit 2001 Bundesvorsitzende, wiedergewählt 2004 und 2006.