War Madeleines Tod ein „Unglücksfall“?
Ermittlungen: Staatsanwalt will Eltern möglicherweise nur wegen Verbergens der Leiche anklagen.
London. Das Verwirrspiel um vermeintliche Blutspuren im Kofferraum eines Leihwagens der McCanns wird immer bizarrer. Während britische Zeitungen berichten, dass sie zu "100 Prozent" mit der DNA des vermissten britischen Mädchens Madeleine übereinstimmen, betont der Direktor der portugiesischen Kriminalpolizei, dass "man nicht mit absoluter Sicherheit sagen kann, von welcher Person das Blut stammt".
Andere Polizeiquellen berichteten dagegen, dass in dem Auto gar kein Blut gewesen sei, sondern "Haare und Körperflüssigkeiten". Die Menge der Haare sei aber so groß, dass sie nicht von Madeleines Kleidung stammen könne. Keine der britischen Zeitungen hat ihre Quellen enthüllt. Der Fernsehsender Sky News zitierte Informanten, die nicht nur betonten, dass der DNA-Test eines Institutes in Birmingham Madeleine’s DNA "fast perfekt entspricht", sondern auch, dass es höchst unwahrscheinlich sei, dass die Spuren durch Gepäck, Spielzeuge oder Kleidung ins Auto gelangt seien. Die abschließende DNA-Analyse steht noch aus.
Nach Spekulationen der angesehenen Zeitung "Público" geht die Polizei davon aus, dass Madeleine tot ist, dies aber ein "Unglücksfall" gewesen sei. So sei bei beiden diskutierten Todesursachen - eine Überdosis Beruhigungsmittel oder eine Ohrfeige - davon auszugehen, dass keine Tötungsabsicht vorlag. Die Eltern würden deshalb nur wegen Verbergens der Leiche angeklagt, nicht wegen Totschlags. Daher sei auch kein Haftbefehl zu erwarten.
In der Zwischenzeit hat die portugiesische Staatsanwaltschaft bestätigt, dass die McCanns auch von der britischen Polizei an ihrem Wohnort in Leicestershire befragt werden dürfen. Sämtliche Akten will die portugiesische Polizei so schnell wie möglich einem Ermittlungsrichter übergeben, der eventuell Anklage erhebt.
Übereinstimmung "Wenn es entsprechende Vergleichsproben gibt, kann man andere DNA-Profile mit 100-prozentiger Genauigkeit zuordnen", sagt der forensische Genetiker Dr. Carsten Hohoff aus Münster. Im Fall Madeleine dürften Referenzproben kein Problem sein, da es aus ihrem Umfeld genügend Möglichkeiten gibt - etwa eine Zahnbürste.
Unbekannte Komplette, aber auch unvollständige DNA-Proben ermöglichen weit reichende Aussagen über den Menschen, auch wenn die Person unbekannt ist. "Eine Unterscheidung, ob die Probe von einem Mann oder einer Frau stammt, ist einfach und sicher zu treffen", sagt Hohoff.
Aussehen DNA-Proben können mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Aufschluss geben über das Aussehen. Hohoff: "Haut-, Haar- und Augenfarbe können mit hoher Wahrscheinlichkeit bestimmt werden." Ist jemand etwa rothaarig, ist dies mit 90- bis 95-prozentiger Sicherheit aus einer DNA-Probe erkennbar.