Den Ruhm hat sie nie gesucht
Die Charakterdarstellerin Monica Bleibtreu hat den Kampf gegen den Krebs verloren.
Hamburg. In "Marias letzte Reise" spielte sie 2005 eine vom Krebs gezeichnete Frau, die aus der Klinik flieht, um zu Hause zu sterben. Ihren eigenen jahrelangen Kampf gegen den Krebs hat die Schauspielerin Monica Bleibtreu, die erst am 4. Mai ihren 65. Geburtstag feierte, verloren.
Die eigenwillige Charakterdarstellerin mit dem eindringlichen Blick ist in der Nacht vom 13. auf den 14. Mai in Hamburg gestorben. Die bescheidene Grimme- und Filmpreisträgerin war in Theater und im Film bis zum Tod beliebt und begehrt und spielte sich vor allem in den vergangenen Jahren in die Herzen der Zuschauer.
Die Österreicherin, die in Wien und Hamburg lebte, war eine Schauspielerin mit Leib und Seele. "Der Beruf ist eine Gnade. Wenn ich den nicht hätte, wäre ich eine unleidliche, missgünstige, hysterische Person", sagte sie. Auf der Bühne und vor der Kamera stand sie schon sehr früh, einem größeren Publikum bekannt wurde sie jedoch erst spät.
Die gebürtige Wienerin hatte es nie auf den Erfolg angelegt, ihn geradezu gefürchtet. "Ich hatte immer Angst vor Erfolg." Erst von ihrem Sohn Moritz Bleibtreu, mit dem sie 1998 in dem Kinohit "Lola rennt" spielte, lernte sie, "dass man den Ruhm auch als Bereicherung erfahren kann".
Schon in den 60er Jahren übernahm Bleibtreu Rollen in TV-Produktionen, lange Zeit interessierte die Absolventin des Max-Reinhardt-Seminars vor allem das Theater. Ihr Weg war vorgezeichnet, entstammte sie doch einer Theaterdynastie und war bald selbst auf der Bühne ihres Vaters zu sehen. "Für meinen Vater stand immer fest, dass ich Schauspielerin werde."
Neben ihrer Arbeit nahm sich Monica Bleibtreu Zeit für ihren Sohn Moritz aus einer Beziehung mit dem Kollegen Hans Brenner. Dessen Berufswahl erfreute die Mutter - in den 90er Jahren Schauspiel-Professorin in Hamburg - zunächst jedoch nicht: "Moritz ist die vierte Schauspieler-Generation in unserer Familie, es hätte auch ein anderer Beruf sein können."
Preise erntete die Schauspielerin viele: Ihre jüngste Auszeichnung wurde ihr erst vor kurzem zuteil, als sie den österreichischen Fernsehpreis Romy bekam. Ihr Dank wurde nur auf der Leinwand eingespielt - wohl kaum jemand wusste da von ihrer schweren Krankheit.
Den Trubel um ihre Person kommentierte die Schauspielerin immer ein wenig mit Erstaunen: "Ich mache den Beruf jetzt seit über 40 Jahren, und plötzlich tun alle so, als wäre ich vom Himmel gefallen", sagte sie. So wunderte sie sich etwa über Preise für ihre Rolle als Katia Mann, denn "im Endeffekt habe ich ja überhaupt nichts gemacht, ich habe Tee gebracht und ein bisschen geguckt".
Regisseure gerieten ins Schwärmen ob ihrer großen Präsenz. "Das war es eben: Dass sie nur da sein musste. Die große Präsenz ihrer Persönlichkeit: Ihre Augen, ihr Blick - das war es, was sie zu einer großen Schauspielerin gemacht hat", sagte Filmregisseur Heinrich Breloer, in dessen TV-Dreiteiler "Die Manns - Ein Jahrhundertroman" Monica Bleibtreu 2001 zu sehen war, nach ihrem Tod.