Er ist ein König der Finsternis

Drogen und Depression sind vorbei: Rapper Eminem veröffentlicht nach fünf Jahren Pause ein neues Album.

Berlin. Dieses Album gilt als Auferstehung. Fünf Jahre hörten die Fans von Eminem, der als bester weißer Hip-Hop-Künstler gilt, keine Musik, sondern nur Geschichten über Drogeneskapaden und Gerichts-Streitigkeiten mit seiner Mutter.

Der Rapper soll seit dem Beginn seiner Karriere 1999 mehr als 70 Millionen Tonträger verkauft haben. Doch seit 2004 hatte er nichts Neues mehr veröffentlicht. Am Freitag ist mit "Relapse" ("Rückfall") das lange angekündigte neue Studioalbum erschienen.

Vor zehn Monaten kursierten noch Fotos, wie Eminem aufgedunsen und fahl im Rollstuhl durch eine Entziehungsklinik geschoben wird. Werbetechnisch geschickt beichtete Eminem vor kurzem, dass er jahrelang abhängig von Drogen und Medikamenten war: "Monatelang war ich mal zwei Wochen auf Entzug, zwei Wochen draußen, wieder zwei Wochen in der Klinik."

Bei der Vorstellung seines Albums präsentierte der 36-Jährige sich wieder schlank. Er sagt, seit einem Jahr sei er clean. Sein Manager erzählt, der Musiker laufe jeden Morgen 20 Kilometer.

Eminem bewegt sich in einer Welt, in der Gegensätze brachial aufeinander krachen. Die harte Kindheit in ärmlichen Verhältnissen wird er nie vergessen, bei seinem PR-Besuch in Deutschland residiert er im Luxushotel Schloss Bensberg, begleitet von einer Entourage aus Freunden und Sicherheitskräften.

Sein Markenzeichen sind Texte, die von Gewalt und Obszönitäten strotzen. Doch als 2006 sein ältester Freund und engster Vertrauter in einem Detroiter Nachtclub erschossen wird, "habe ich ein Jahr lang rumgedämmert, ohne eine klaren Gedanken fassen zu können".

Auf seiner neuen DVD kommt er in gewohnt rauer Manier zur Sache: In "My Mom" verkündet er, seine Mutter sei Schuld an seiner Drogensucht. Schließlich habe sie ihm schon als kleinem Jungen Valium gegeben. Sogar in den Steaks, die er von ihr bekam, habe sich Valium befunden. Allerdings endet der Song dann doch mit einem "Sorry Mom, I still love you".

Wieder einmal greift er in den Text-Topf mit dem Promi-Hass, knöpft sich in "We made you" Madonna und Rihanna, Britney Spears, Mariah Carey und Sarah Palin vor. In "3 A.M." beschreibt er die Gedankengänge eines Serienmörders. Rapstar 50 Cent hat einen Gastauftritt. Eminems Mentor und Entdecker Dr. Dre steht ihm in bewährter Weise als Produzent zur Seite.

Das Album bietet den Rap, den man von Eminem kennt: eingängige Musik, dazu ebenso düstere wie kunstvoll komponierte Texte und dazu den immer wieder gern gepflegten Größenwahn: Er komponiere wie der Geist von Mozart, heißt es.

Doch ob das heute noch reicht? 1999 gab es kein YouTube, kein Twitter, kein Facebook. Da gab es viel weniger Konkurrenz, wenn man durch Provokationen gewinnbringend auffallen wollte. Für den Herbst hat Eminem aber schon mal "Relapse 2" angekündigt.