Der Sänger, der Cat Stevens war
Geburtstag: Der Musiker änderte nach traumatischen Erlebnissen zweimal sein Leben. Heute wird Yusuf Islam 60.
London. Zweimal hat er seinen Namen geändert, zweimal hat er nach tiefen Angsterfahrungen Grundsätzliches in seinem Leben infrage gestellt. Seine schönsten Songs haben Millionen Menschen heute noch im Ohr - "Wild World", "Moon Shadow", "Morning Has Broken". Und "Peace Train" - jene Hymne über einen Friedenszug, auf den alle aufspringen sollen zur Reise in eine bessere Welt. Heute wird er 60 Jahre alt: der Londoner Musiker, der sich seit drei Jahrzehnten Yusuf Islam nennt, aber manchmal sicherheitshalber hinzufügt "formerly known as Cat Stevens".
Nötig wäre der Hinweis auf sein Vorleben wohl nicht. Mehr als 60 Millionen Alben hat der Sänger mit der unverwechselbaren Schmusestimme während seiner Weltkarriere bis 1978 verkauft. Als Steven Demetre Georgiu wurde er 1948 als drittes Kind eines griechisch-zypriotischen Vaters und einer schwedischen Mutter in London geboren.
Cat Stevens soll er sich als Sänger genannt haben, weil einer Freundin seine Katzenaugen so gut gefielen. Die Karriere ließ sich mit Auftritten im Vorprogramm von Stars wie Jimi Hendrix schon vielversprechend an, da erkrankte er mit 19 Jahren an schwerer Tuberkulose. Monatelang musste er im Bett bleiben, mehr als ein Jahr dauerte die Erholungsphase. Es war "eine Zeit des Erwachens", sagte der Musiker später. Etliche seiner späteren Songs schrieb oder konzipierte er in jenen Monaten.
1970 war Stevens wieder im Geschäft, seine Karriere ging steil nach oben. Aus der einstigen "Teen Pop Sensation" war ein introvertierter Weltstar geworden - mit Alben wie "Tea For The Tillerman" und "Teaser And The Firecat", die durch seine spezielle Rock-Pop-Folk-Mischung und die von ihm selbst gezeichneten Cover im Gedächtnis blieben.
Dann traf ihn erneut ein traumatisches Erlebnis. 1975 wäre er beim Schwimmen in Malibu beinah ertrunken. In Todesangst, so berichtete Stevens später in einer TV-Talkshow, habe er gebetet: "Gott, wenn du mich rettest, werde ich für dich arbeiten." Ob dann seine Hinwendung zum Islam tatsächlich eher zufällig erfolgte - sein Bruder David soll ihm ein Koran-Exemplar in die Hand gedrückt haben - ist dafür eigentlich unerheblich.
Für Yusuf Islam, wie sich der Sänger seit 1977 nennt, bedeutete der Religionswechsel die Abkehr vom oberflächlichen Showgeschäft. Er lebt zurückgezogen im Norden von London mit seiner Frau und den fünf Kindern. Große Teile seines Millionenvermögens leitet er seitdem humanitären Zwecken zu, für Hungernde in Äthiopien, für die Opfer der Terroranschläge des 11. September 2001 in den USA und auch zur Einrichtung von Koranschulen in Großbritannien.
Das hielt die USA nicht davon ab, dem weltbekannten Konvertiten 2004 die Einreise zu verweigern, wegen Verdachts auf Kontakt zu Terroristen. Später entschuldigten sich US-Vertreter bei dem Sänger. Der Mann, der früher Cat Stevens war, hatte mit US-Country-Legende Dolly Parton lediglich eine neue Version jenes Songs einspielen wollen, der für Verständigung zwischen den Religionen steht: "Peace Train".