Der Schrecken der Ufo-Gläubigen

Werner Walter betreibt eine Ufo-Meldestelle in Mannheim. An Außerirdische glaubt er aber nicht.

Mannheim. Werner Walter wäre möglicherweise schon im Forscher-Ruhestand, wenn der Fußball-Bundesligist VfB-Stuttgart 2007 nicht deutscher Meister geworden wäre. Walter betreibt seit 1976 hobbymäßig eine Ufo-Meldestelle in Mannheim, nennt sich selbst Ufo-Phänomen-Erforscher. 2007 hatte er aussteigen wollen, weil das Thema fliegende Untertassen wegen gefälschter Fernsehberichte über Außerirdische "ausgelutscht" gewesen sei.

Doch dann siegte Stuttgart, und beim 53-Jährigen stand das Telefon nicht mehr still. Zahlreiche Menschen meldeten, leuchtende Punkte am Himmel - womöglich Ufos - ausgemacht zu haben.

Walter konnte die vermeintlich unbekannten Flugobjekte rasch identifizieren. VfB-Fans hatten kleine Heißluftballons aus Papier in den Himmel steigen lassen, um damit den Sieg ihrer Mannschaft zu feiern.

Anschließend kamen die Himmel-Laternen in Mode. Zum Leidwesen Walters. Denn die Laternen bescherten ihm eine ganze Flut von Anrufen. Waren zwischen 1976 und 2005 insgesamt 1.400 Ufo-Meldungen beim Forscher eingegangen, so waren es 2007 allein 600 und im Jahr darauf 1800. "Ich habe 2008 aus Wut meinen Anrufbeantworter aus der Wand gerissen", erzählt Walter.

Walter ist sich sicher, dass es immer natürliche Erklärungen für die außergewöhnlichen Himmelserscheinungen gibt, seien es Sternschnuppen, Raketen oder die Internationale Raumstation ISS. "Die Ufos sind nicht erkannte Ifos - identifizierte Flugobjekte", lautet das Credo des gelernten Einzelhandelskaufmanns.

Lieber hilft er in außergewöhnlicheren Fällen. Einem Piloten etwa, der mit dem Handy während des Fluges einen riesigen Lichtpunkt mit Schweif fotografiert hatte: eine Versorgungskapsel auf dem Weg zur ISS, wie Walter übers Internet herausfand.

Bei seinem schwierigsten Fall musste Walter noch ohne Hilfe des Internets auskommen. Im Sommer 1990 hatten Urlauber über der Ostsee zwei seltsame Geschwader von je zehn bis 15 gelb-orange strahlende Lichtobjekte beobachtet. Viele Menschen rätselten - auch Walter. Er schrieb an die Behörden der DDR, um Informationen zu erhalten - vergeblich. Erst vier Jahre später, als er in einer Talkshow über den Fall sprach, kam der klärende Anruf eines Zuschauers: Bei ihrem letzten Manöver hatten die Schiffe der Warschauer-Pakt-Staaten Magnesiumkugeln verschossen. "Die haben dort einfach nur ein Abschlussfeuerwerk veranstaltet", sagt Walter.

Für Astronomie hat sich der Hobby-Forscher, der in einer kargen drei-Zimmer-Wohnung lebt und arbeitet, schon als Schüler interessiert. "Ich hatte immer das Bedürfnis, den Menschen Antworten auf ihre Fragen zu geben." 1976 gründete er mit Gleichgesinnten das Centrale Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene (Cenap), das heute etwa 30 Mitglieder hat.

Doch für seine Arbeit wird Walter nicht nur geliebt. Viele könnten ihn nicht leiden - weil er ihnen den Glauben an die Außerirdischen nehme. "Ich demystifiziere. Das gefällt den Leuten nicht."

Bei Raumfahrtingenieur Rainer Kresken von der Europäischen Weltraumagentur (ESA) in Darmstadt dagegen genießt er einen guten Ruf. "Herr Walter ist ein vertrauenswürdiger Beobachter", lobt Kresken den Ufo-Forscher.