Erdgas: "Wir sind keine Versuchskaninchen"

US-Konzern betreibt bereits erste Probebohrungen - und die Angst in der Bevölkerung wächst.

Nordwalde. Fahrradfahren unter weitem Himmel: Das Münsterland ist Ziel für Urlauber aus ganz Deutschland. Jetzt schauen auch Industriebosse mit großem Interesse dorthin. Doch den Energiekonzernen geht es darum, was unter der Felderlandschaft vermutet wird: Erdgas. In NRW ist eine wahre Goldgräberstimmung ausgebrochen. Doch die Protestbewegung wächst, Anwohner fürchten sich vor den Folgen.

Eine der ersten Probebohrungen hat ExxonMobil in Nordwalde beantragt. Der Ort könnte Vorreiter für viele Bohrungen sein. Riesige Erdgasvorkommen sollen in weiten Teilen von NRW in der Tiefe lagern, an Kohleflöze gebunden. Mit neuer Spezialtechnik könnten diese Vorräte erschlossen werden.

Ob sich das lohnt, will ExxonMobil mit Probebohrungen an drei Orten herausfinden: in Nordwalde, Drensteinfurt und Borkenwirthe. Für Nordwalde hat der US-Konzern die Bohrung bereits bei der Bezirksregierung in Arnsberg beantragt - sehr zum Groll der rund 10.000 Anwohner. Sie haben prompt eine Interessengemeinschaft dagegen gegründet.

"Wir sind keine Versuchskaninchen", schimpft Mathias Elshoff, Vorsitzender der Initiative. Deshalb will der Bäckermeister handeln, bevor es zu spät ist. Zunächst will ExxonMobil nur Gesteinsproben entnehmen. Elshoff befürchtet aber, dass die Probebohrungen, die jeweils 2,5 Millionen Euro kosten, nur der Anfang sind: "Damit schafft man Fakten."

In NRW vermutet ExxonMobil vor allem Gas an der Oberfläche von Kohleflözen. Mit einer Mischung aus Wasser, Sand und Chemikalien soll das Gas aus dem Boden gepresst werden. Und genau davor haben die Menschen in Nordwalde Angst. "Bei Bohrungen in den USA sind Teile der giftigen Chemikalien ins Grundwasser gespült worden", sagt Elshoff. Er deutet in eine Richtung, in der zwei Kilometer weiter ein Wasserwerk steht.

Dort, wo bald die Bohranlage entstehen soll, verläuft unter der Erde ein Kiessandzug. Aus dieser Schicht gewinnen viele Menschen in der Region ihr Grundwasser. Es könne immer etwas schief gehen, fürchten die Anwohner.