Der Tod der reichen Witwe

Die Leiche der 89-Jährigen sollte in einem See bei Nettetal versenkt werden.

Mönchengladbach/Nettetal. Zwei Tage lang trieb eine Regentonne im November 2007 auf dem Breyeller See in Nettetal. Der schreckliche Inhalt: die Leiche einer Mönchengladbacher Millionärin. Seit Montag ist klar, warum die Tonne nicht unterging.

Denn der Vorsitzende Richter verlas zum Prozessbeginn vor dem Mönchengladbacher Landgericht die Aussage von Tobias K. (21): In der Nacht vom 22. auf den 23. November sei ihnen kalt gewesen, und sie seien auch nass geworden.

Vor allem aber hätten sie den Bohrer aus einem mitgebrachten Akku-Schrauber verloren und gedacht, die Tonne würde auch mit ein paar Löchern weniger noch voll Wasser laufen und versinken. Der jüngste Angeklagte war der einzige, der sich zu den Vorwürfen einließ.

Den Mönchengladbachern K. sowie Sascha L. (22) und Karl M. (54) wird gemeinschaftlicher Mord und schwerer Raub vorgeworfen. Um an das Geld der Witwe heranzukommen, sollen sich die zwei jüngeren Männer bereits am 6.Oktober 2007 Zutritt zum Haus der Millionärin verschafft haben. Dort sollen sie vorgegeben haben, eine Wohnung besichtigen zu wollen und die 89-Jährige dann die Treppe ihres Hauses herunter gestoßen haben.

Da die Frau danach nicht tot war, soll sie einer der Täter mit einem Draht aus einer Fahradbremszug erwürgt haben. Gleichzeitig soll der zweite Mann versucht haben, der Frau mit einem Stock das Genick zu brechen.

Die Idee zu der Tat habe der Installateur Karl M. gehabt, sagte Tankwart Tobias K. dem Richter. M. kannte die Millionärin seit seiner Kindheit. Seine Eltern waren mit ihr befreundet. Zuweilen half er der Frau sogar bei kleineren Reparaturen in ihrem Zehn-Parteien-Haus, das bis auf die von ihr bewohnte Wohnung leerstand. Mit dem von ihren Konten geplünderten Geld wollten die Angeklagten nach Ansicht der Staatsanwaltschaft eine Hanfplantage finanzieren und einen Koffie-Shop in Venlo eröffnen.

Das Trio soll die tote Frau in die Tonne verfrachtet haben, mit ätzendem Kalk gegen den Verwesungsgeruch überschüttet und auf dem Grundstück von M. versteckt haben. K. sagte bei der Vernehmung, er habe nur auf die Füße geschaut, um die Tote nicht ansehen zu müssen. Aus dem Versteck geholt hätten sie die Leiche, als die Polizei wegen der Vermisstenmeldung der Tochter und einer Nachbarin zu ermitteln begann.

Dabei hatten die Beamten den angeklagten M. sogar im Haus der 89-Jährigen angetroffen. Er behauptete, ihr Vermögensverwalter zu sein und sagte, die Frau sei in Kur. Das zweifelte vor allem die Tochter der Frau an, da das Opfer sehr sparsam war.

Der Polizei legte M. "plump gefälschte" - so die Ermittler - Kontovollmachten vor, Geld, Schmuck und Bank-Karten der Frau fehlten. Außerdem gab es eine Überweisung von 8595 Euro von ihrem Konto auf eines des angeklagten Fahrradmechanikers L.

Als die Luft für das Trio dünner wurde, führte K. die Polizei schließlich zum See, wo die Tonne immer noch schwamm und von der Feuerwehr geborgen wurde. Ein Urteil wird Ende November erwartet.